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Alec Lehto - Alec Lehto - 07.07.2024

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ALEC LEHTO
I AM WHO I AM
* * *
Herzlich Willkommen, wie heißen Sie?
Mittlerweile nenne ich mich Alec Lehto. Auch wenn ich ursprünglich als Aleksi Lehtonen geboren wurde. Aber in Amerika ist es so einfach leichter.

Wie alt sind Sie? Wann und wo wurden Sie geboren?
Ich bin mittlerweile 455 Jahre alt und wurde im Mai 1561 in Finnland geboren. Aussehen tu ich allerdings wie Ende 20, Anfang 30. Definitiv eines der Vorteile des Vampirdaseins.

Woher kommen Sie und wo wohnen Sie heute?
Ich wurde in einem Dorf in Finnland und in der Nähe der heutigen Stadt Saarijärvi geboren. Auch wenn der Ort heute so gut wie nichts mehr mit jenem zu tun hat, in den ich hineingeboren wurde. Ist immerhin mittlerweile fast ein halbes Jahrtausend her. Heute wohne ich in New York. In der Bronx.

Möchten Sie uns etwas über Ihre Familie erzählen?
Sieht so aus als käme ich wohl nicht drum herum, wenn ich diesen Job als Jäger haben möchte, richtig? Da gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Sie sind mittlerweile ohnehin alle tot. Mein Vater, Mikael, war der Schmied unseres Dorfes. Er war bekannt dafür, die stärksten Schwerter weit und breit zu schmieden. Meine Mutter, Ilona, kümmerte sich um die wesentlichen Haushaltspflichten, wie es damals bei Frauen so üblich war. Ich war ihr ältester Sohn. Dann gab es da noch meinen zwei Jahre jüngeren Bruder, Leo und meine vier Jahre jüngere Schwester, Aurora. Heute sind das alles nicht mehr als Namen für mich. Ich verließ meine Familie als ich 10 Jahre alt war. Über diese Menschen zu sprechen, an die ich mich kaum erinnere, wird Ihnen also wenig über mich erzählen. Vermutlich lässt sich zumindest mutmaßen, dass es ein relativ geordnetes und sicheres Umfeld war, in dem sich alle so verstanden, wie man sich als Familie eben damals zu verstehen hatte. Ich kann mich zumindest an keine überdurchschnittlich dramatischen Erfahrungen aus dieser Zeit erinnern. Vermutlich wollte mir das Leben einfach einen trügerisch einfachen Start gönnen.

In New York leben viele Rassen, einige bedeckt, Vampire öffentlich. Darf man fragen, zu welcher Sie sich zählen? Sind Sie eher gegen, oder für die Koexistenz von Menschen und Vampiren?
Ehrlich gesagt interessiert mich das wenig. Das ist doch alles bloß Politik. Wie Sie sehr wohl wissen, bin ich selbst ein Vampir, sonst wäre ich wohl kaum in der Lage diesen Job anzunehmen. Und es macht die Dinge teilweise auf jeden Fall leichter, dass die Existenz unseresgleichen kein Geheimnis mehr ist. Man muss zumindest nicht verbergen was man ist oder Angst davor haben, von einer wilden Meute Menschen mit Mistgabeln verfolgt zu werden. Aber nun da die Wahrheit raus ist, ist es natürlich auch sehr viel einfacher für die Menschen, den Vampiren so ziemlich jedes Missgeschick in die Schuhe zu schieben, das sich ereignet. Und wenn man, wie ich, ohnehin kein sonderlicher Freund von sanfter Zurückhaltung ist, kann das die Dinge durchaus auch verkomplizieren. Abgesehen davon wissen wir doch alle ganz genau, dass das hier alles bloß Scharade ist. Koexistenz? Das hatten wir auch vorher schon. Immerhin lebten wir alle unser Leben. Manche schlauer als andere. Für mich hat diese Übereinkunft bestenfalls die äußeren Parameter verändert. Es kann nicht über die Wahrheit hinwegtäuschen, dass wir Vampire die Räuber sind, die Menschen die Opfer. Dass wir weiterhin dominieren und lenken. Alles andere ist schlichtweg eine Illusion. Immerhin erzählt man den Schäfchen auf der grünen Weide ja auch nicht, dass sie früher oder später auf das Schlachtmesser treffen werden.

Üben Sie einen Beruf aus? Haben Sie eine Aufgabe in New York?
Nun, ich hoffe doch sehr, dass ich diesen Job bekomme und zu einem der Jäger der Genesis werden darf. Denn das ist der perfekte Job für mich. Das ist einfach das, was ich ohnehin tue. Tag ein, Tag aus. Ich kann es mir eigentlich kaum vorstellen irgendeiner anderen Aufgabe nachzugehen. Ich muss jagen. Ich muss aktiv sein. Kann nicht wirklich still sitzen. Möchte nicht zu viel Zeit zum Nachdenken haben. Denn das ist viel zu riskant. Glauben Sie mir. Gedanken können verdammt tödlich sein.

Gehören Sie einer Gruppe an, oder sind Sie der typische Einzelgänger?
Ich muss wohl zugeben, dass ich mich nicht sonderlich gut in Gruppen einfüge. Ich bin den meisten Leuten ein wenig zu direkt. Zu radikal. Ich mag keine Spielchen. Höflichkeitsspielchen. Charmantes Um-Den-Finger-Wickeln. Diese ganze zwischenmenschliche Manipulation und das Rätselraten, ob jemand das, was er gesagt hat, denn wirklich so meint. Das ist mir einfach viel zu anstrengend. Ich kann aber durchaus mit Leuten kooperieren. Wenn es darum geht einen Plan in die Tat umzusetzen. Ein Ziel zu erreichen. Nur weil ich in der Regel erst handele und dann Fragen stelle, renne ich nun auch nicht ohne Sinn und Verstand durch die Gegend und mache alles und jeden platt. Ich bin immerhin nicht verrückt.

Wie wirken Sie auf Andere? Gibt es besondere äußerliche Merkmale, die Sie auszeichnen?
Bedrohlich. Nicht ganz geheuer. Unberechenbar. Ich möchte Sie nicht anlügen, ich bin auf jeden Fall nicht der liebe Nachbar von nebenan. Ich habe keine Zeit für Sentimentalitäten. Keine Lust darauf auf Eierschalen zu laufen, um jemandes Gefühle nicht zu verletzen. Ich bin an sich nicht unbedingt misstrauisch. Aber ich bin eben auch nicht bescheuert. Und so wirkt es auf mein Gegenüber vielleicht doch öfter so, als würde ich dieses genauer unter die Lupe nehmen. Ich schließe keine Freundschaften. Ich schließe Vereinbarungen, Zweckgemeinschaften. Da ist kein Glanz auf dieser Welt. Sie ist ein verblasster Pokal, den man hin und wieder aufpoliert, um den Anschein zu erwecken, dem wäre anders. Bloß, dass mir dazu der Antrieb fehlt. Ich bin also nicht der Beste-Freund-Typ. Ich bin auch kein Zukünftiger-Ehemann-Material. Die meisten Leute würden wohl sagen, dass ich nicht mehr als ein rauer, gewalttätiger Typ bin, der sich an dem Leiden anderer erfreut und der ansonsten doch irgendwie recht einfältig ist und sich für keinerlei strategischer Machtspielchen oder gar das große Ganze interessiert. Man kann eine heiße Nacht mit mir haben, aber trotzdem jage ich dir im Alltag eine eisige Gänsehaut über den Rücken, weil ich keine Grenzen zu kennen scheine, wenn es um physisches Leiden geht. Und es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, in dieser Annahme würde nicht doch ein Körnchen Wahrheit stecken. Aber ich mache mir diese auch bewusst zunutze und verwende sie ein wenig wie ein Schutzschild. Ich bekomme sehr viel mehr mit, als ich zu verstehen vorgebe. Und das ist viel weniger als eine Täuschung für mein Gegenüber gedacht und doch viel eher der Tatsache geschuldet, dass ich mir wünsche ich würde all diese Dinge wirklich nicht sehen. Dann müsste ich sie nicht ignorieren.

Besondere äußere Merkmale habe ich wohl nicht wirklich. Ein paar Narben hier und da. Bloß Kratzer, wenn Sie mich fragen. Ein Tattoo in Form einer Rose auf meinem rechten Oberarm. Kitschig, denken Sie? Gar nicht so passend zu dem gefühllosen, kalten, brutalen Typen? Ich gebe Ihnen recht und werde dieses Rätsel doch nicht lüften. Denn so einfach gestrickt, wie man mich gerne sehen möchte, bin ich schlichtweg nicht.

Wo liegen Ihre Stärken und wo Ihre Schwächen?
Ich bin stark. Körperlich, aber auch geistig. Mich zu brechen, wirklich zu brechen, ein Ding der Unmöglichkeit. Ich habe in meinem Leben so viel Leid gesehen, erfahren, verursacht, dass es beinahe unmöglich ist, mich wirklich zu schockieren. Ich habe auch keine Angst zu dem zu stehen was ich bin. Manche würden es Monster nennen. Manche würden es Segen nennen. Die geschärften Sinne, die Schnelligkeit, die mentale Stärke, die Anziehungskraft. Die Verwundbarkeit gegenüber Sonne und Feuer, die Tödlichkeit geweihter Gegenstände, der Blutdurst und die Unfähigkeit menschliche Nahrungsmittel zu genießen. Für mich ist es schlichtweg meine Existenz. Mein Leben. Ich habe kein Problem damit dazu zu stehen, dass Leid ein Genuss sein kann und das Gefühl von Blut, wenn es die eigenen Lippen benetzt, ein Vergnügen. Ich gebe nicht gerne vor freundlich, nett, hilfsbereit und all die anderen Dinge zu sein, die einen guten Bürger ausmachen und die ich schlichtweg nicht bin. Ich bin also eigentlich sehr ehrlich. Sehr direkt. Manchmal fehlen mir Geduld und Vernunft. Ich bin nicht rücksichtsvoll aber auch nicht gänzlich respektlos. Ich beleidige nicht, weil es mir Spaß macht zu verletzen. Da ist kein Plan dahinter. Wenn ich beleidige, dann ist das bloß deswegen der Fall, weil ich jemandem ganz direkt meine Meinung sage und die Person darauf nicht klar kommt. Das macht mich unsensibel und unsympathisch. Aber ich möchte auch gar nicht zu sehr gemocht werden. Mein Humor ist hart und schroff oder pure, schneidende Kälte. Ich bin abweisend und distanziert und ich habe wohl vor langer Zeit beschlossen, dass es einfacher ist, wenn man die Dinge einfach an sich abprallen lässt, sich mental in einem steinernen Kokon verbarrikadiert. Aber ich bin kein Lügner, kein Betrüger, kein Trickser. Was man sieht ist das was man bekommt. Es ist nicht mein Fehler, wenn die Leute beginnen zu interpretieren und aufhören zu analysieren. Es ist nicht mein Fehler, wenn sie enttäuscht werden.

Gibt es grundlegende Ereignisse in Ihrem Leben, die Sie mit uns teilen wollen?
Nun, wie bereits erwähnt war ich 10 Jahre alt, als ich meine Familie verließ. Das war, wie Sie sich sicherlich denken können, nicht freiwillig. Ich wurde von den Soldaten des Fürsten eingezogen, der mitunter für die Verwaltung unseres Dorfes verantwortlich war. Es war so Sitte, in dem Dorf, in dem ich geboren wurde. Dass man seinen ältesten Sohn abgibt. Und im Falle meiner Familie war das nun einmal ich. Ich weiß genau was für ein Bild Sie nun vor Augen haben. Weinendes Kind, das sich mit Händen und Füßen wehrt und davongeschleift wird. Totunglückliche Mutter. Sehen Sie, wie die Lügen unseres Alltags uns vorgaukeln eine simple Sache wäre mehr als eine simple Sache? Zu viele Filme, zu viele Special Effects. Die Wahrheit ist, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnere, ob ich traurig war. Ob ich das tun wollte oder nicht. Und was meine Eltern davon hielten. Es war einfach so.

Woran ich mich allerdings erinnere sind Dreck, Kälte, Schmerzen und Blut, die in den Jahren darauf folgten. Ich bekam keine Ausbildung, ich bekam ein Schwert. Da war keine Rüstung. Bloß Lumpen und Lappen. Meine Füße trugen mich bloß soweit, wie mein Überlebenswille und in den 20 Jahren, in denen ich diesem Fürsten diente, hat der Tod unzählige Male an meine Tür geklopft und manchmal hätte ich mir vielleicht sogar gewünscht, er hätte mich geholt.

Stattdessen holte mich Juhani. Nicht nur mich, natürlich. Mich und einen Haufen anderer Soldaten, nachdem mein Fürst einen Kampf gegen ihn verlor. Würden Sie mich heute fragen, wobei es bei diesem Kampf gegangen war, könnte ich es Ihnen nicht einmal sagen. Land, Geld, Einfluss. Eines dieser Dinge. Mir war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht klar, dass Juhani mehr als bloß ein kranker Bastard war, der sich einen Spaß daraus machte, uns vor den Augen der jeweils anderen Soldaten zu foltern, zu erniedrigen, zu brechen. Körperlich, aber allem voran auch geistig. Ich hatte auch damals keine Freunde, aber ich hatte Kameraden. Und ich sah wie das Licht in ihren Augen erlosch. Eines nach dem anderen. Bis bloß noch eine Hand voll Leute übrig waren. Wir alle mehr tot als lebendig und sicherlich fest davon ausgehend, dass ersteres sehr bald folgen würde. Nun, das tat es auch. Bloß anders. Denn Juhani wandelte uns zu Vampiren. Machte uns zu seinesgleichen, Und bald schon sollten wir lernen, warum wir keine Chance gegen seine Männer gehabt hatten und das so manche seltsame Bewegung und übernatürliche Schnelligkeit, die wir bei seinen Männern festgestellt hatten, nicht unseren halb erfrorenen, zutiefst erschöpften Gehirnen entsprungen war, sondern der knallharten Realität entsprochen hatte.

Ich werde Sie nicht mit den schmerzlichen Details der Wandlung langweilen, die Sie nur zu gut kennen. Schmerz und Folter endeten auch nicht mit der Wandlung und ich marschierte bloß in einer anderen Armee. Aber zumindest bekam ich nun mehr Training und eine richtige Rüstung. Was sicherlich auch viel damit zu tun hatte, dass man neu-gewandelte Vampire nicht gänzlich ihrem Blutrausch überlassen kann, wenn man sie lenken möchte. Ich sollte volle 100 Jahre an Juhanis Seite stehen. Was nach viel klingt. Aber sie wissen selbst wie die Zeit vergeht. Ich lernte es die Foltermethoden, die einst an mir angewandt wurden, an anderen anzuwenden. Zu rekrutieren. Und ich war gut darin. Sicherlich wartet ein Teil in Ihnen darauf, dass ich Ihnen von dem Kampf mit meinem Gewissen berichte, aber da muss ich Sie wohl enttäuschen. Mein Überlebenswille hatte die meiste Zeit über die Oberhand. Und bei Juhani ging es mir deutlich besser als das bei meinem vorherigen Gebieter der Fall gewesen war.

Doch Juhani. Nun. Er war ein Puppenspieler. Verstand sich darauf jedem von uns das in Aussicht zu stellen, was wir am meisten wollten, ohne dass wir überhaupt begriffen hätten, was das war. Gleichzeitig schien er selbst niemals satt zu werden. Es war also bloß eine Frage der Zeit, bis er sich selbst und auch uns überschätzte und sich einem Gegner stellte, der seine Existenz auslöschte. Und so bekam ich einen neuen Meister. Edward.

Edward regelte die Dinge etwas anders. Er war nicht so offensichtlich gewaltbereit. Kein Kommandant einer Armee. Er setzte auf Qualität und nicht Quantität. Er brachte mich nach England. Seinem Heimatland. Wo er sich der Aufgabe widmete reiche Typen mit Wein, Weib und Gesang zu verführen und sie dann hinterher zu erpressen. Leiden zu lassen. Auszuquetschen wie eine reife Orange. Und Leute wie ich waren jene, die er verschickte, wenn seine Opfer nicht spurten. Ich lernte viel darüber, wie der menschliche Körper auf gewisse Reize reagiert. Welche Knöpfe man drücken muss, um Leuten geschriene Geständnisse zu entlocken. Ich war ein Werkzeug und das war mir durchaus bewusst. Es machte mir auch nichts aus. Ich war in der Ansicht erzogen worden, dass es immer einen Meister gab, dem man zu dienen hatte. Dass das meine Rolle war. Meine Nische. Meine Art Existenz. Und es war ja trotzdem besser geworden. Wurde jedes Mal ein bisschen besser. Was die Annehmlichkeiten des weltlichen Lebens betraf und die damit einhergehenden Freiheiten.

Also blieb ich sehr lange bei Edward. War wohl so um die 300 Jahre alt, als SIE auftauchte. Ja, ich sehe es in Ihren Augen glitzern. Da ist es, das romantische Puzzleteil meiner Geschichte. Es tut mir so leid Sie enttäuschen zu müssen. Denn das war Elisabeth nicht. Sie war niemals die Frau, die meine Seele rettete. Aber sie war durchaus dafür verantwortlich, dass ich mir in Erinnerung rief eine zu besitzen. Und dass es da Dinge gab, die ich selbst wollte und brauchte. Ihr Mann hatte sie an Edward verkauft. Ich wusste nicht wieso und es spielte auch keine Rolle. Wusste nur, dass sie seine neue Lieblingshure war. Dass er sie nicht nur seinen Kunden anpries, sondern sie auch selbst regelmäßig genoss. Ihr schrittweise das Leben aus dem Körper fickte. Sie war schön müssen Sie wissen, als sie da zuerst ankam. Strahlend irgendwie. Und das blendete mich im ersten Moment. Wie das manchmal morgens der Fall ist, wenn die Sonne einen weckt und man gedanklich noch in der Nacht gefangen ist. Ich habe Elisabeth nicht gerettet. Ich sah ihr beim Verblühen zu. Ich entsorgte schließlich ihre Leiche im River Tyne und sah ihr beim Untergehen zu. Und da beschloss ich, dass ich keinen Meister mehr haben wollte. Einfach so und ich könnte nicht einmal sagen warum mich dieser Entschluss genau in diesem Moment ereilte. Aber das tat er.

Also hab ich meine sieben Sachen gepackt und bin nach Amerika ausgewandert, wie so viele Leute vor mir. Nach mir. Zur gleichen Zeit. Wurde quasi zum Auftragskiller. Es gibt immer jemanden, der jemanden für Geld loswerden will. Es ist ein sicheres Geschäft. Und ich habe kein Problem damit, derjenige zu sein, der anderen die Kehle durch schneidet oder sie bis auf den letzten Tropfen aussaugt. Ich stelle keine Fragen und schon gar nicht frage ich nach dem Warum. Weniger ist mehr. Und es ist definitiv besser, wenn man nicht zu viel weiß. Meistens sehe ich die Leute, die ich töte, gar nicht wirklich als Personen, eher als Weizen, das geerntet werden muss oder Unkraut, das gerupft werden muss. Dann ist da natürlich noch die Sache mit der Qual und dem Schmerz. Den Emotionen. Die Kraft all dieser Dinge in meinem Gegenüber zu sehen, fasziniert mich und es lässt mich Dinge fühlen, wo ich sonst doch eher abgestumpft bin und kaum mehr etwas fühle. Manchmal sogar Angst habe ich könnte mich in dieser Taubheit verlieren. Niemals wirklich innere Zufriedenheit finden und am Ende so enden wie Juhani.

Vor 5 Jahren kam ich nach New York. Dafür gab es nicht einmal einen besonderen Grund. Wenn man ewig lebt ist es schlichtweg leichter, wenn man nicht zu lange an einem Ort verweilt. Die Bruchbude in der Bronx, die ich mein aktuelles Zuhause nenne, habe ich seit dem ersten Tag in dieser Stadt und sicherlich fragen Sie sich warum die Bronx? Warum nicht ein hübsches Apartment in Manhattan? Denn immerhin lebe ich schon eine Weile und bin auch schon eine Weile unabhängig. Da sollte ein gewisses finanzielles Polster sein. Und sicherlich, ein solches existiert. Aber es ist sehr viel dünner, als Sie vielleicht annehmen. Die Bronx ist rau, schmutzig, verdorben und echt. Das macht sie perfekt. Ich brauche keine schicken Anzüge, keine moderne Wohnung, kein teures Auto. Der ganze Tand bedeutet mir nichts. Hat er noch nie. Dafür habe ich viel zu viele Leute gesehen, die im Streben danach ihr Leben ließen. Verschlungen von Gold und Diamanten. Lassen Sie mich eines klar stellen. Ich bin kein Held. Kein Ritter. Kein Bösewicht und auch kein Intrigant. Ich überlasse die Politik den Politikern. Die Geschäfte den Geschäftsmännern. Und die Millionen den Millionären. Ich bin nicht mehr als ein Überlebender aus einer anderen Zeit und genau das tue ich immer noch, überleben. Überleben hat sehr viele verschiedene Formen und es fordert die unterschiedlichsten Opfer. Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen…

Vielen Dank für Ihre Kooperationsbereitschaft und Ihre Ehrlichkeit.

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