13.07.2025, 14:12 - Wörter:
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Song Luoyang
And the sun rises, as if nothing ever happened.
* * *
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Song Luoyang
And the sun rises, as if nothing ever happened.
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Herzlich Willkommen, wie heißen Sie?
Mein Name ist Song Luoyang. Song ist mein Nachname. Ich habe diesen ausgewählt, weil das alle für mich relevanten Kulturen halbwegs verständlich aussprechen können. Geboren wurde ich als Qian Xuan, und habe über die Jahre viele verschiedene Namen getragen.
Wie alt sind Sie? Wann und wo wurden Sie geboren?
Geboren wurde ich zu Zeiten der Song Dynastie 1132 in der Hauptstadt Jiangning, den genauen Tag und Monat weiß ich nach mehreren Wechseln des Kalendersystems nicht mehr. Damit bin ich 885 Jahre alt, und 857 davon lebe ich bereits als Vampir. Meine Dokumente weisen mich als 38 Jahre alt aus, geboren am 2. Mai 1979.
Woher kommen Sie und wo wohnen Sie heute?
Ich habe den Großteil meines Lebens in China gelebt, und trotz einiger Unterbrechungen auch zuletzt dort in Tangshan nahe Beijing. Seit meinem Umzug in die Staaten lebe ich in einem Hotel in Manhattan, bis alle Formalitäten erledigt sind und in trockenen Tüchern – erst dann werde ich meinen Hausstand nachholen und mir eine passende Bleibe suchen. Bevorzugt mit kleinem Fleck Grün und genug Platz für eine Familie.
Möchten Sie uns etwas über Ihre Familie erzählen?
Es ist ein schmerzliches Thema. Der Verlust von meiner gesamten Brut ist der Grund, weshalb ich meine Heimat vorerst verlassen habe – von meinen 11 Zöglingen, die nicht durch andere Umstände schon früher den Tod fanden, haben die 5 Jüngsten meiner Schöpfungen noch bei mir gelebt und sind im Rahmen eines Angriffs erst vor wenigen Monaten ausgelöscht worden. Zu allen Älteren habe ich zwar noch Kontakt, diese sind jedoch eigenständig, haben ihre eigenen Familien, und mein eigener Erschaffer lebt nicht mehr. An meine Geburtsfamilie erinnere ich mich kaum noch, keine Namen und Gesichter haben sich für so lange Zeit gehalten. Ich bin sehr familienorientiert, und plane schnellstmöglich wieder Zöglinge zu erschaffen, um wieder eine eigene Familie zu haben.
In New York leben viele Rassen, einige bedeckt, Vampire öffentlich. Darf man fragen, zu welcher Sie sich zählen? Sind Sie eher gegen, oder für die Koexistenz von Menschen und Vampiren?
Seit über 850 Jahren darf ich mich zu den Vampiren zählen und kann das erstmals in New York auch offen ausleben, was eine ungewöhnliche und geschätzte Erfahrung ist. Was sich mir nicht erschließt ist, wieso die Koexistenz, die Jahrtausende im Stillen und Unwissen funktioniert hat, es auf einmal nicht mehr tut – vorher konnten Vampire sich auch benehmen, um nicht entdeckt zu werden, und jetzt scheint es ein Problem zu sein, sich nicht aufzuführen wie die Axt im Walde. Menschen haben wenigstens die Ausrede einer kurzen Lebensspanne, ihnen sei es vergönnt, skeptisch und überfordert zu sein mit der Änderung. Als jemand, der hunderte Jahre als Diplomat im Dienste des chinesischen Kaiserreichs gedient hat, finde ich das unbeholfene Gekabbel ein wenig lächerlich, aber auch potentiell gefährlich. Idealerweise findet sich ein gesunder Konsens mit allen Beteiligten, der nicht erneut meine gesamte aufgebaute Existenz in Gefahr bringt, und mich meine Kinder kostet. Ich glaube nicht, dass das unmöglich oder zu viel verlangt ist.
Üben Sie einen Beruf aus? Haben Sie eine Aufgabe in New York?
Ich habe lange Zeit von Erspartem aus hunderten Jahren Arbeit gelebt bis zu meinem Umzug nach New York, und tue das momentan weiterhin. Ich bin allerdings auf der Suche nach Arbeit, und beschränke mich dabei auf die zehn einflussreichsten Firmen der Stadt – bevorzugt die Genesis.
Gehören Sie einer Gruppe an, oder sind Sie der typische Einzelgänger?
Beides ist korrekt. Ich bin imstande isoliert und für mich allein zu arbeiten, und brauche niemand sonst um Entscheidungen zu treffen oder mich produktiv und erfüllt zu fühlen. Gerade beruflich kann das recht nützlich sein, auch wenn ich ebenso den Input von anders Denkenden, jüngeren wie älteren Personen schätze für frische Perspektiven. Verpflichtungen sind für mich bindend, sofern sich alle an die Vereinbarungen halten, und es ist mir gleich, ob das Teamwork von mir erfordert oder nicht.
Was ich nicht ausstehen und auch nicht lang ertragen kann ist ein leeres Haus zurück zu kehren nach langem Arbeitstag. Im Privaten brauche ich Vertraute um mich, und denen gilt auch meine volle Loyalität – alles andere kommt danach, allem Pflichtbewusstsein zum Trotz.
Wie wirken Sie auf Andere? Gibt es besondere äußerliche Merkmale, die Sie auszeichnen?
~Klick mich~ ~ Mich auch ~
Ich habe ein relativ zeitloses Gesicht, das sowohl zu einer modernen Lederjacke als auch einer alten Paradeuniform oder einem Hanfu der Yuan-Dynastie passend scheint. Meine ganze Erscheinung hat etwas antiquiertes, aristokratisches, und mein Rücken wirkt, als hätte er noch nie eine Stuhllehne berührt. In der Öffentlichkeit zeige ich mich ausschließlich der Situation angemessen gekleidet, aufgeschlossen und mit höflicher Distanz, die mich zwar nicht unnahbar, aber dennoch nicht wie jedermanns bester Freund präsentiert. Ich achte auf meine Außenwirkung und würde mich niemals im Schlabberlook vor der Tür zeigen – ich besitze zwar Jogginghosen, diese sind aber für den Sport gedacht, und in den meisten Situationen bevorzuge ich maßgeschneiderte Kleidung.
Ich habe keine Piercings oder Tattoos, und trage lediglich ein fast 800 Jahre altes Jade-Amulett in Form einer stilisierten Kamelienblüte stets am Körper bei mir. Die Wenigsten bekommen es je zu Gesicht. Die wenigen Narben, die noch nicht über Jahrhunderte verblasst sind, sind so hell, dass man sie nur ertasten, nicht aber auf Anhieb sehen kann – zumal ich ohnehin mit bloßer Haut geize.
Zu den grundlegenden Fakten: ich bin 1.83m groß mit schlanker, sichtbar kräftiger Statur, die sich zu 79kg Schwungmasse zusammen setzen. Schwarze Haare, schwarzbraune Augen, und typisch chinesische Züge. Wäre da nicht die für Unwissende unerklärliche Aura eines Wesens, das schon Jahrhunderte hinter sich hat und keine einzige unnötige Bewegung vollführt, sehe ich tatsächlich einfach wie ein stereotypischer aufstrebender Business-Mogul aus, der nicht viel vom Tageslicht sieht. Bleibt noch meine Kellerblässe zu erwähnen, und dass meine einst dunkelbraunen Augen etwas kaum merklich Seltsames haben, sie wirken heller und klarer als üblich mit einem Touch dunklem Rot, das bei hellem Licht an Granat erinnert.
Wo liegen Ihre Stärken und wo Ihre Schwächen?
Ich habe mehrere Jahrhunderte als Diplomat des Kaiserreichs gedient und bin unverwüstlich in meinem sozialen Geschick und auch Geduld. Ich kann in nahezu jeder Fassade gute Miene zu bösem Spiel machen, und genau das sein, was ich sein muss, um bei meinem Gegenüber ans Ziel zu kommen. Man könnte sagen, ich bin sehr manipulativ, allerdings nicht inhärent im negativen Sinne. Man kann Personen auch in eine gute Richtung schubsen, die sie vorher nicht eingeschlagen hätten – aber natürlich auch anders herum. Früher sagte man, Diplomatie ist die Kunst, anderen zu sagen, dass sie zur Hölle fahren sollen, auf eine Weise, dass sie fragten wo man dafür am Besten lang geht.
Das erforderte, über lange Zeit genau bescheidwissen zu müssen, was in Politik, Wirtschaft und Forschung so abläuft, was mir einen umfassenden Fundus an Wissen verschafft hat – ich weiß eigentlich immer, was so an Wichtigem vor sich geht. Dafür hätte ich vermutlich ohne meine Zöglinge bis heute noch keine Ahnung, wie man korrekt Instagram und dergleichen bedient und wieso bing keine valide Suchmaschine ist. Es ist ein wenig kompliziert, mit dem rasanten Fortschritt der letzten zehn Jahre wirklich mitzuhalten, damit tue ich mich schwer – Autos bremsen mittlerweile von allein.
Desweiteren ist mein Leben nicht immer friedlich verlaufen. Ich kann passabel mit Schusswaffen umgehen, meine Stärke liegt aber im traditionellen Kung Fu. Mit Klingen kann ich nichts anfangen, aber sich auf Arm- oder Beinreichweite von mir einer Tracht Prügel als würdig erweisen ist sicherlich nicht ratsam. Da es allerdings anstrengend ist und meine Reserven schneller erschöpft als es nicht zu tun, vermeide ich unnötige Konflikte, wo es möglich ist. Mein Alter erlaubt es ansonsten, mehrere Tage ohne eine Mahlzeit auszukommen, mal mehr mal weniger, je nach Aktivität dazwischen, und auch ist es kaum mehr möglich, mich mit versehentlich vergossenem Blut noch in einen Rausch zu schicken, so ich nicht vollends ausgehungert bin.
Kurzum, ich verfüge über alle gängigen Fertigkeiten eines Vampirs, angepasst an meine Lebensdauer (ich bin vielleicht nicht mehr so anpassungsfähig wie ein Jungspund im ersten Jahrhundert, und habe stets gemerkt wie viel schneller meine Zöglinge sich mit Neuheiten arrangieren konnten, wo mir die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit langsam fehlt), und die mir ureigene Spezialität seit meiner Transformation hat mein Geschick zur Diplomatie noch multipliziert – eine Aura, die warm und anziehend ist, Vertrauen erweckt, ohne an Autorität einzubüßen, und mit den Jahren stärker wurde. Ähnlich der wohlwollenden Strenge eines Elternteils, das man nicht enttäuschen will, aber trotzdem keine Angst vor ungerechter Strafe hat, Fehler einzugestehen, wenn sie passieren.
All meine Fertigkeiten wären zu viele, sie aufzuzählen, die Sprachen, das Wissen aus mehreren Epochen, Seefahrt, Kriegskunst. Was ich nicht weiß, kann ich mir aneignen. Womit ich hingegen nicht umgehen kann, ist Einsamkeit. Seit Jahrhunderten habe ich meine Schöpfungen bei mir gehabt, und mich um nichts und niemanden zu kümmern ist wider meiner Natur. Mittlerweile kann man dabei sicher von einer Monophobie sprechen. Ich bin zudem ziemlich abergläubisch im Sinne der chinesischen Überlieferungen, und kann Hunde nicht wirklich ausstehen. Darüber hinaus betreffen mich natürlich auch alle rassespezifischen Nachteile der Vampire, und ich reagiere auch aufgrund meines Alters viel empfindlicher auf markante Eindrücke - was einem Menschen zu laut ist, zerreißt mir fast das Trommelfell, was Normalsterblichen zu grell ist, blendet mich bis fast zur Blindheit, das bringt mehr als ein halbes Jahrtausend in Dunkelheit mit sich. Selbst nur die Wärme der Sonne zu spüren ist unangenehm, auch wenn mir vor ihrem direkten Licht geschützt nichts geschehen kann bleibt doch das Unwohlsein. Ich taste mich aber mit den ganzen Neuerungen New Yorks, die zum Beispiel sicheres Bewegen bei Nacht erlaubt, so langsam daran heran, auch tagsüber wieder unterwegs zu sein in den sicheren Gebieten, die geschaffen wurden.
Gibt es grundlegende Ereignisse in Ihrem Leben, die Sie mit uns teilen wollen?
Geboren wurde ich in den niederen Adel der Song-Dynastie, Sohn einer Konkubine und eines Beraters bei Hof. Entsprechend wurde ich erzogen und ausgebildet, und mein ruhiges Temperament schon als Kind wurde als positiv und erstrebenswert gesehen. Als mein Vater 1160 starb, nahm mich ein Vertrauter meiner Mutter unter seine Fittiche – ein Vampir, wie ich später erfuhr. Ich bewunderte ihn, und vor die Wahl gestellt ein kurzes Dasein in der Sonne zu fristen oder die Ewigkeit unter dem Mond, entschied ich mich für letzteres. Und so wurde ich mit 28 Jahren zum Vampir, und für die nächsten 100 Jahre unterwies mich mein Erschaffer Zhuan Cheng in allem, was für unsere Art wichtig war, lehrte mich die Kontrolle zu behalten, hörte zu mit Trost, wenn ich die Sonne noch einige Male mehr vermisste, als ich erwartet hätte. Und Jiaozi. Nichts Essen zu können stört mich bis heute.
Mit der Invasion der Mongolen änderte sich vieles. Zhuan Cheng, der als Diplomat nicht nur mein Vorbild sondern auch Lehrmeister war, handelte mit den Besatzern und späteren Herrschern der Yuan Dynastie aus, dass man seinen Hausstand und damit auch mich verschonen solle, im Austausch gegen sein Leben und Zugang zu einigen Staatsgeheimnissen. Eine Taktik, die aufging – er starb, ich lebte, und übernahm damit seinen Haushalt und wenige Jahre später seinen Posten. Ich wurde Diplomat im Namen der Yuan, half das Land unter der neuen Dynastie zu einen, und für viele Jahre änderte sich an dieser Konstellation nichts. Erst mit dem Entstehen der Ming-Dynastie ließ ich das hinter mir, bot meine Dienste einem anderen Kaiser an, was dieser mit Freuden annahm. Nicht nur aufgrund gemeinsamer Spezies, sondern auch, weil ich mein Wissen über die Yuan hilfreich weitergab.
Eine lange Phase der Beständigkeit begann, zumindest für mich. Ich arbeitete als Diplomat, und erschuf meine ersten Zöglinge. Keine ruhmreichen Versuche, in die Rolle wuchs man nicht so leicht hinein, und doch spürte ich darin meine Berufung. China hatte immer mit Zwist zu kämpfen, in sich öfter als mit den umgebenden Ländern, aber so blieb immer etwas zu tun für einen Diplomaten, und ich versuchte stets, meinen Schöpfungen zu ermöglichen, nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu leben.
Im 17. Jahrhundert kamen die Manchu, und den Ming folgten die Qing, und auch unter diesen tat ich genau das, was ich immer getan hatte, mittlerweile etabliert und mächtig genug, dass nichts meine Position gefährdete, so lang ich nicht mehr verlangte, als ich brauchte, und keine Ambitionen machte, irgendetwas zu ändern. Jahrhunderte verstrichen.
Die Industrialisierung erreichte China, und kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts, den Boxeraufständen, und umfassenden Reformen, fand die Monarchie meiner Heimat ein Ende. Eine Entwicklung, die keine Zustimmung meinerseits fand, und ich zog mit meinen noch nicht selbstständigen Zöglingen für einige Jahre nach Finnland, genauer gesagt den kalten Norden, der mit seinem Winter in fast ewiger Nacht für Vampire sehr attraktiv war. Ein Zustand, der nur bis nach dem zweiten der aufkochenden Weltkriege anhielt, und erst mit der Gründung der Volksrepublik China kehrten wir dorthin zurück. Nicht mehr als Botschafter oder Diplomat – ich widmete mich der Wirtschaft, und fungierte als Berater von Großfirmen, die wenig Erfahrung mit dem Weltmarkt hatten, nicht mit dem Wandel der Gesellschaft klarkamen, oder ähnlichen Problemchen. Der Kapitalismus erwies sich als praktisches Loophole, das sich hervorragend ausnutzen ließ mit einer anders strukturierten Gesellschaft, und ich lernte viel über diese Art der Geschäftspraktik. Während des späten kalten Krieges nahm ich kurzzeitig meine Tätigkeit als Diplomat wieder auf, in Vermittlung der Republik mit der Sowjetunion und auch den USA, beide Länder besuchte ich über mehrere Jahre jeweils für einige Monate und machte mich mit den Kulturen grundlegend vertraut. In den frühen 90ern konnte ich damit aufhören und kehrte zurück in die Wirtschaft, abermals als Berater, Teil des Aufsichtsrats, in seltenen aber erfolgreichen Fällen auch als CEO – damals waren exponierte Positionen wie diese nicht gut geeignet, wenn man unentdeckt bleiben wollte als Vampir, irgendwann fällt es auf, nicht zu altern und nie tagsüber anzutreffen zu sein. Aber es kam vor.
Unterdes wuchs meine Brut. Allem Mitwirken in den Geschicken der Welt blieb seit meinem Erschaffer Zhuan Cheng mein Fokus auf der Vergrößerung meiner Familie, und die Werte weiter zu geben, mit denen ich in die Unsterblichkeit erzogen wurde. Ich traf viele andere meiner Art über die Jahre, und bei den Wenigsten war ich der Meinung, dass sie die Welt wirklich bereichern – was meine Kinder hingegen tun. Zur Jahrtausendwende hatte ich 9 von ihnen, und die Namen der übrigen 24 werden nie vergessen werden – viele davon hatten bereits eigene Familien, ihr eigenes Leben, und die Moderne erlaubte es, auch über Kontinente verteilt in Kontakt zu bleiben. Nach 2000 kamen zwei weitere hinzu, so wie immer über besondere Umstände … ich habe ein Faible für die verlorenen Kinder der Menschen, und gebe ihnen ein neues Zuhause in der ewigen Nacht. So hätte es jedenfalls sein sollen.
Die Offenbarung der Vampire in den Vereinigten Staaten war der Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Orkan auslöste wo man ihn am Wenigsten erwartet hätte. Die Vorstadt zu Beijing, egal wie reich, war nicht gefeit vor der Furcht – der Erkenntnis folgend, was diese seltsame Familie sein musste, die in einem der besten Anwesen von Tangshan hauste und doch nie im Licht der Sonne im Garten zu sehen war. Ich habe nicht herausfinden können, wer es letztlich war, der den Angriff unter dem Deckmantel eines Raubüberfalls beauftragte, und mittlerweile spielt es auch keine Rolle mehr. Es ist passiert, und es ist reiner Zufall gewesen, dass ich an dem Tag nicht zuhause war, dass ich spontan woanders die Sonnenstunden verbrachte – vielleicht hätte ich sie retten können. So kehrte ich zurück zu einem völlig verwüsteten Haus, einigen Haufen Asche und einigen wenigen noch erhaltenen Überresten, und all jenen, die noch bei mir gewesen waren, weil sie noch nicht allein zurecht kämen, waren tot. Ich beerdigte, was übrig war, und verbrachte eine Zeit damit, zu entscheiden ob es Zeit war ihnen zu folgen. Letztlich tat ich es nicht, auch auf Zuspruch der Verbliebenen meiner Schöpfungen, die mich zwar nicht mehr brauchten, aber dennoch nicht ebenfalls verlieren wollten. Es wurde Zeit für einen Neuanfang.
Über einige Kontakte und eingeforderte Gefallen gelangte ich nun nach New York, den Ort, wo künftige Brut sich nicht mehr verstecken musste, und während die nicht ebenfalls ausgelöschten Überreste meiner Dienerschaft nun lang und ausgedehnt Urlaub machen kann, bis ich so weit bin, habe ich eine neue Aufgabe. Ein Heim finden, eine Arbeit, die es wert ist so genannt zu werden, und neue Zöglinge. Es ist schwierig, sich dazu zu motivieren, wenn alles momentan so sinnlos scheint, aber es wäre nicht das erste Mal in meinem Leben. Nun bin ich hier.
Vielen Dank für Ihre Kooperationsbereitschaft und Ihre Ehrlichkeit.
Mein Name ist Song Luoyang. Song ist mein Nachname. Ich habe diesen ausgewählt, weil das alle für mich relevanten Kulturen halbwegs verständlich aussprechen können. Geboren wurde ich als Qian Xuan, und habe über die Jahre viele verschiedene Namen getragen.
Wie alt sind Sie? Wann und wo wurden Sie geboren?
Geboren wurde ich zu Zeiten der Song Dynastie 1132 in der Hauptstadt Jiangning, den genauen Tag und Monat weiß ich nach mehreren Wechseln des Kalendersystems nicht mehr. Damit bin ich 885 Jahre alt, und 857 davon lebe ich bereits als Vampir. Meine Dokumente weisen mich als 38 Jahre alt aus, geboren am 2. Mai 1979.
Woher kommen Sie und wo wohnen Sie heute?
Ich habe den Großteil meines Lebens in China gelebt, und trotz einiger Unterbrechungen auch zuletzt dort in Tangshan nahe Beijing. Seit meinem Umzug in die Staaten lebe ich in einem Hotel in Manhattan, bis alle Formalitäten erledigt sind und in trockenen Tüchern – erst dann werde ich meinen Hausstand nachholen und mir eine passende Bleibe suchen. Bevorzugt mit kleinem Fleck Grün und genug Platz für eine Familie.
Möchten Sie uns etwas über Ihre Familie erzählen?
Es ist ein schmerzliches Thema. Der Verlust von meiner gesamten Brut ist der Grund, weshalb ich meine Heimat vorerst verlassen habe – von meinen 11 Zöglingen, die nicht durch andere Umstände schon früher den Tod fanden, haben die 5 Jüngsten meiner Schöpfungen noch bei mir gelebt und sind im Rahmen eines Angriffs erst vor wenigen Monaten ausgelöscht worden. Zu allen Älteren habe ich zwar noch Kontakt, diese sind jedoch eigenständig, haben ihre eigenen Familien, und mein eigener Erschaffer lebt nicht mehr. An meine Geburtsfamilie erinnere ich mich kaum noch, keine Namen und Gesichter haben sich für so lange Zeit gehalten. Ich bin sehr familienorientiert, und plane schnellstmöglich wieder Zöglinge zu erschaffen, um wieder eine eigene Familie zu haben.
In New York leben viele Rassen, einige bedeckt, Vampire öffentlich. Darf man fragen, zu welcher Sie sich zählen? Sind Sie eher gegen, oder für die Koexistenz von Menschen und Vampiren?
Seit über 850 Jahren darf ich mich zu den Vampiren zählen und kann das erstmals in New York auch offen ausleben, was eine ungewöhnliche und geschätzte Erfahrung ist. Was sich mir nicht erschließt ist, wieso die Koexistenz, die Jahrtausende im Stillen und Unwissen funktioniert hat, es auf einmal nicht mehr tut – vorher konnten Vampire sich auch benehmen, um nicht entdeckt zu werden, und jetzt scheint es ein Problem zu sein, sich nicht aufzuführen wie die Axt im Walde. Menschen haben wenigstens die Ausrede einer kurzen Lebensspanne, ihnen sei es vergönnt, skeptisch und überfordert zu sein mit der Änderung. Als jemand, der hunderte Jahre als Diplomat im Dienste des chinesischen Kaiserreichs gedient hat, finde ich das unbeholfene Gekabbel ein wenig lächerlich, aber auch potentiell gefährlich. Idealerweise findet sich ein gesunder Konsens mit allen Beteiligten, der nicht erneut meine gesamte aufgebaute Existenz in Gefahr bringt, und mich meine Kinder kostet. Ich glaube nicht, dass das unmöglich oder zu viel verlangt ist.
Üben Sie einen Beruf aus? Haben Sie eine Aufgabe in New York?
Ich habe lange Zeit von Erspartem aus hunderten Jahren Arbeit gelebt bis zu meinem Umzug nach New York, und tue das momentan weiterhin. Ich bin allerdings auf der Suche nach Arbeit, und beschränke mich dabei auf die zehn einflussreichsten Firmen der Stadt – bevorzugt die Genesis.
Gehören Sie einer Gruppe an, oder sind Sie der typische Einzelgänger?
Beides ist korrekt. Ich bin imstande isoliert und für mich allein zu arbeiten, und brauche niemand sonst um Entscheidungen zu treffen oder mich produktiv und erfüllt zu fühlen. Gerade beruflich kann das recht nützlich sein, auch wenn ich ebenso den Input von anders Denkenden, jüngeren wie älteren Personen schätze für frische Perspektiven. Verpflichtungen sind für mich bindend, sofern sich alle an die Vereinbarungen halten, und es ist mir gleich, ob das Teamwork von mir erfordert oder nicht.
Was ich nicht ausstehen und auch nicht lang ertragen kann ist ein leeres Haus zurück zu kehren nach langem Arbeitstag. Im Privaten brauche ich Vertraute um mich, und denen gilt auch meine volle Loyalität – alles andere kommt danach, allem Pflichtbewusstsein zum Trotz.
Wie wirken Sie auf Andere? Gibt es besondere äußerliche Merkmale, die Sie auszeichnen?
~Klick mich~ ~ Mich auch ~
Ich habe ein relativ zeitloses Gesicht, das sowohl zu einer modernen Lederjacke als auch einer alten Paradeuniform oder einem Hanfu der Yuan-Dynastie passend scheint. Meine ganze Erscheinung hat etwas antiquiertes, aristokratisches, und mein Rücken wirkt, als hätte er noch nie eine Stuhllehne berührt. In der Öffentlichkeit zeige ich mich ausschließlich der Situation angemessen gekleidet, aufgeschlossen und mit höflicher Distanz, die mich zwar nicht unnahbar, aber dennoch nicht wie jedermanns bester Freund präsentiert. Ich achte auf meine Außenwirkung und würde mich niemals im Schlabberlook vor der Tür zeigen – ich besitze zwar Jogginghosen, diese sind aber für den Sport gedacht, und in den meisten Situationen bevorzuge ich maßgeschneiderte Kleidung.
Ich habe keine Piercings oder Tattoos, und trage lediglich ein fast 800 Jahre altes Jade-Amulett in Form einer stilisierten Kamelienblüte stets am Körper bei mir. Die Wenigsten bekommen es je zu Gesicht. Die wenigen Narben, die noch nicht über Jahrhunderte verblasst sind, sind so hell, dass man sie nur ertasten, nicht aber auf Anhieb sehen kann – zumal ich ohnehin mit bloßer Haut geize.
Zu den grundlegenden Fakten: ich bin 1.83m groß mit schlanker, sichtbar kräftiger Statur, die sich zu 79kg Schwungmasse zusammen setzen. Schwarze Haare, schwarzbraune Augen, und typisch chinesische Züge. Wäre da nicht die für Unwissende unerklärliche Aura eines Wesens, das schon Jahrhunderte hinter sich hat und keine einzige unnötige Bewegung vollführt, sehe ich tatsächlich einfach wie ein stereotypischer aufstrebender Business-Mogul aus, der nicht viel vom Tageslicht sieht. Bleibt noch meine Kellerblässe zu erwähnen, und dass meine einst dunkelbraunen Augen etwas kaum merklich Seltsames haben, sie wirken heller und klarer als üblich mit einem Touch dunklem Rot, das bei hellem Licht an Granat erinnert.
Wo liegen Ihre Stärken und wo Ihre Schwächen?
Ich habe mehrere Jahrhunderte als Diplomat des Kaiserreichs gedient und bin unverwüstlich in meinem sozialen Geschick und auch Geduld. Ich kann in nahezu jeder Fassade gute Miene zu bösem Spiel machen, und genau das sein, was ich sein muss, um bei meinem Gegenüber ans Ziel zu kommen. Man könnte sagen, ich bin sehr manipulativ, allerdings nicht inhärent im negativen Sinne. Man kann Personen auch in eine gute Richtung schubsen, die sie vorher nicht eingeschlagen hätten – aber natürlich auch anders herum. Früher sagte man, Diplomatie ist die Kunst, anderen zu sagen, dass sie zur Hölle fahren sollen, auf eine Weise, dass sie fragten wo man dafür am Besten lang geht.
Das erforderte, über lange Zeit genau bescheidwissen zu müssen, was in Politik, Wirtschaft und Forschung so abläuft, was mir einen umfassenden Fundus an Wissen verschafft hat – ich weiß eigentlich immer, was so an Wichtigem vor sich geht. Dafür hätte ich vermutlich ohne meine Zöglinge bis heute noch keine Ahnung, wie man korrekt Instagram und dergleichen bedient und wieso bing keine valide Suchmaschine ist. Es ist ein wenig kompliziert, mit dem rasanten Fortschritt der letzten zehn Jahre wirklich mitzuhalten, damit tue ich mich schwer – Autos bremsen mittlerweile von allein.
Desweiteren ist mein Leben nicht immer friedlich verlaufen. Ich kann passabel mit Schusswaffen umgehen, meine Stärke liegt aber im traditionellen Kung Fu. Mit Klingen kann ich nichts anfangen, aber sich auf Arm- oder Beinreichweite von mir einer Tracht Prügel als würdig erweisen ist sicherlich nicht ratsam. Da es allerdings anstrengend ist und meine Reserven schneller erschöpft als es nicht zu tun, vermeide ich unnötige Konflikte, wo es möglich ist. Mein Alter erlaubt es ansonsten, mehrere Tage ohne eine Mahlzeit auszukommen, mal mehr mal weniger, je nach Aktivität dazwischen, und auch ist es kaum mehr möglich, mich mit versehentlich vergossenem Blut noch in einen Rausch zu schicken, so ich nicht vollends ausgehungert bin.
Kurzum, ich verfüge über alle gängigen Fertigkeiten eines Vampirs, angepasst an meine Lebensdauer (ich bin vielleicht nicht mehr so anpassungsfähig wie ein Jungspund im ersten Jahrhundert, und habe stets gemerkt wie viel schneller meine Zöglinge sich mit Neuheiten arrangieren konnten, wo mir die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit langsam fehlt), und die mir ureigene Spezialität seit meiner Transformation hat mein Geschick zur Diplomatie noch multipliziert – eine Aura, die warm und anziehend ist, Vertrauen erweckt, ohne an Autorität einzubüßen, und mit den Jahren stärker wurde. Ähnlich der wohlwollenden Strenge eines Elternteils, das man nicht enttäuschen will, aber trotzdem keine Angst vor ungerechter Strafe hat, Fehler einzugestehen, wenn sie passieren.
All meine Fertigkeiten wären zu viele, sie aufzuzählen, die Sprachen, das Wissen aus mehreren Epochen, Seefahrt, Kriegskunst. Was ich nicht weiß, kann ich mir aneignen. Womit ich hingegen nicht umgehen kann, ist Einsamkeit. Seit Jahrhunderten habe ich meine Schöpfungen bei mir gehabt, und mich um nichts und niemanden zu kümmern ist wider meiner Natur. Mittlerweile kann man dabei sicher von einer Monophobie sprechen. Ich bin zudem ziemlich abergläubisch im Sinne der chinesischen Überlieferungen, und kann Hunde nicht wirklich ausstehen. Darüber hinaus betreffen mich natürlich auch alle rassespezifischen Nachteile der Vampire, und ich reagiere auch aufgrund meines Alters viel empfindlicher auf markante Eindrücke - was einem Menschen zu laut ist, zerreißt mir fast das Trommelfell, was Normalsterblichen zu grell ist, blendet mich bis fast zur Blindheit, das bringt mehr als ein halbes Jahrtausend in Dunkelheit mit sich. Selbst nur die Wärme der Sonne zu spüren ist unangenehm, auch wenn mir vor ihrem direkten Licht geschützt nichts geschehen kann bleibt doch das Unwohlsein. Ich taste mich aber mit den ganzen Neuerungen New Yorks, die zum Beispiel sicheres Bewegen bei Nacht erlaubt, so langsam daran heran, auch tagsüber wieder unterwegs zu sein in den sicheren Gebieten, die geschaffen wurden.
Gibt es grundlegende Ereignisse in Ihrem Leben, die Sie mit uns teilen wollen?
Geboren wurde ich in den niederen Adel der Song-Dynastie, Sohn einer Konkubine und eines Beraters bei Hof. Entsprechend wurde ich erzogen und ausgebildet, und mein ruhiges Temperament schon als Kind wurde als positiv und erstrebenswert gesehen. Als mein Vater 1160 starb, nahm mich ein Vertrauter meiner Mutter unter seine Fittiche – ein Vampir, wie ich später erfuhr. Ich bewunderte ihn, und vor die Wahl gestellt ein kurzes Dasein in der Sonne zu fristen oder die Ewigkeit unter dem Mond, entschied ich mich für letzteres. Und so wurde ich mit 28 Jahren zum Vampir, und für die nächsten 100 Jahre unterwies mich mein Erschaffer Zhuan Cheng in allem, was für unsere Art wichtig war, lehrte mich die Kontrolle zu behalten, hörte zu mit Trost, wenn ich die Sonne noch einige Male mehr vermisste, als ich erwartet hätte. Und Jiaozi. Nichts Essen zu können stört mich bis heute.
Mit der Invasion der Mongolen änderte sich vieles. Zhuan Cheng, der als Diplomat nicht nur mein Vorbild sondern auch Lehrmeister war, handelte mit den Besatzern und späteren Herrschern der Yuan Dynastie aus, dass man seinen Hausstand und damit auch mich verschonen solle, im Austausch gegen sein Leben und Zugang zu einigen Staatsgeheimnissen. Eine Taktik, die aufging – er starb, ich lebte, und übernahm damit seinen Haushalt und wenige Jahre später seinen Posten. Ich wurde Diplomat im Namen der Yuan, half das Land unter der neuen Dynastie zu einen, und für viele Jahre änderte sich an dieser Konstellation nichts. Erst mit dem Entstehen der Ming-Dynastie ließ ich das hinter mir, bot meine Dienste einem anderen Kaiser an, was dieser mit Freuden annahm. Nicht nur aufgrund gemeinsamer Spezies, sondern auch, weil ich mein Wissen über die Yuan hilfreich weitergab.
Eine lange Phase der Beständigkeit begann, zumindest für mich. Ich arbeitete als Diplomat, und erschuf meine ersten Zöglinge. Keine ruhmreichen Versuche, in die Rolle wuchs man nicht so leicht hinein, und doch spürte ich darin meine Berufung. China hatte immer mit Zwist zu kämpfen, in sich öfter als mit den umgebenden Ländern, aber so blieb immer etwas zu tun für einen Diplomaten, und ich versuchte stets, meinen Schöpfungen zu ermöglichen, nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu leben.
Im 17. Jahrhundert kamen die Manchu, und den Ming folgten die Qing, und auch unter diesen tat ich genau das, was ich immer getan hatte, mittlerweile etabliert und mächtig genug, dass nichts meine Position gefährdete, so lang ich nicht mehr verlangte, als ich brauchte, und keine Ambitionen machte, irgendetwas zu ändern. Jahrhunderte verstrichen.
Die Industrialisierung erreichte China, und kurz nach Beginn des 20. Jahrhunderts, den Boxeraufständen, und umfassenden Reformen, fand die Monarchie meiner Heimat ein Ende. Eine Entwicklung, die keine Zustimmung meinerseits fand, und ich zog mit meinen noch nicht selbstständigen Zöglingen für einige Jahre nach Finnland, genauer gesagt den kalten Norden, der mit seinem Winter in fast ewiger Nacht für Vampire sehr attraktiv war. Ein Zustand, der nur bis nach dem zweiten der aufkochenden Weltkriege anhielt, und erst mit der Gründung der Volksrepublik China kehrten wir dorthin zurück. Nicht mehr als Botschafter oder Diplomat – ich widmete mich der Wirtschaft, und fungierte als Berater von Großfirmen, die wenig Erfahrung mit dem Weltmarkt hatten, nicht mit dem Wandel der Gesellschaft klarkamen, oder ähnlichen Problemchen. Der Kapitalismus erwies sich als praktisches Loophole, das sich hervorragend ausnutzen ließ mit einer anders strukturierten Gesellschaft, und ich lernte viel über diese Art der Geschäftspraktik. Während des späten kalten Krieges nahm ich kurzzeitig meine Tätigkeit als Diplomat wieder auf, in Vermittlung der Republik mit der Sowjetunion und auch den USA, beide Länder besuchte ich über mehrere Jahre jeweils für einige Monate und machte mich mit den Kulturen grundlegend vertraut. In den frühen 90ern konnte ich damit aufhören und kehrte zurück in die Wirtschaft, abermals als Berater, Teil des Aufsichtsrats, in seltenen aber erfolgreichen Fällen auch als CEO – damals waren exponierte Positionen wie diese nicht gut geeignet, wenn man unentdeckt bleiben wollte als Vampir, irgendwann fällt es auf, nicht zu altern und nie tagsüber anzutreffen zu sein. Aber es kam vor.
Unterdes wuchs meine Brut. Allem Mitwirken in den Geschicken der Welt blieb seit meinem Erschaffer Zhuan Cheng mein Fokus auf der Vergrößerung meiner Familie, und die Werte weiter zu geben, mit denen ich in die Unsterblichkeit erzogen wurde. Ich traf viele andere meiner Art über die Jahre, und bei den Wenigsten war ich der Meinung, dass sie die Welt wirklich bereichern – was meine Kinder hingegen tun. Zur Jahrtausendwende hatte ich 9 von ihnen, und die Namen der übrigen 24 werden nie vergessen werden – viele davon hatten bereits eigene Familien, ihr eigenes Leben, und die Moderne erlaubte es, auch über Kontinente verteilt in Kontakt zu bleiben. Nach 2000 kamen zwei weitere hinzu, so wie immer über besondere Umstände … ich habe ein Faible für die verlorenen Kinder der Menschen, und gebe ihnen ein neues Zuhause in der ewigen Nacht. So hätte es jedenfalls sein sollen.
Die Offenbarung der Vampire in den Vereinigten Staaten war der Flügelschlag eines Schmetterlings, der einen Orkan auslöste wo man ihn am Wenigsten erwartet hätte. Die Vorstadt zu Beijing, egal wie reich, war nicht gefeit vor der Furcht – der Erkenntnis folgend, was diese seltsame Familie sein musste, die in einem der besten Anwesen von Tangshan hauste und doch nie im Licht der Sonne im Garten zu sehen war. Ich habe nicht herausfinden können, wer es letztlich war, der den Angriff unter dem Deckmantel eines Raubüberfalls beauftragte, und mittlerweile spielt es auch keine Rolle mehr. Es ist passiert, und es ist reiner Zufall gewesen, dass ich an dem Tag nicht zuhause war, dass ich spontan woanders die Sonnenstunden verbrachte – vielleicht hätte ich sie retten können. So kehrte ich zurück zu einem völlig verwüsteten Haus, einigen Haufen Asche und einigen wenigen noch erhaltenen Überresten, und all jenen, die noch bei mir gewesen waren, weil sie noch nicht allein zurecht kämen, waren tot. Ich beerdigte, was übrig war, und verbrachte eine Zeit damit, zu entscheiden ob es Zeit war ihnen zu folgen. Letztlich tat ich es nicht, auch auf Zuspruch der Verbliebenen meiner Schöpfungen, die mich zwar nicht mehr brauchten, aber dennoch nicht ebenfalls verlieren wollten. Es wurde Zeit für einen Neuanfang.
Über einige Kontakte und eingeforderte Gefallen gelangte ich nun nach New York, den Ort, wo künftige Brut sich nicht mehr verstecken musste, und während die nicht ebenfalls ausgelöschten Überreste meiner Dienerschaft nun lang und ausgedehnt Urlaub machen kann, bis ich so weit bin, habe ich eine neue Aufgabe. Ein Heim finden, eine Arbeit, die es wert ist so genannt zu werden, und neue Zöglinge. Es ist schwierig, sich dazu zu motivieren, wenn alles momentan so sinnlos scheint, aber es wäre nicht das erste Mal in meinem Leben. Nun bin ich hier.
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