S T O R Y

Der Krieg zwischen Shiftern und Vampiren ist vorüber. Die übernatürlichen Wesen der Stadt versuchen sich neu zu ordnen. Nicht Jeder begrüßt den Frieden.

BITTE LEST DIE NEWS DAZU!
P L O T

Alte Freunde und Feinde
... unserer New Yorker Bewohner, halten Einzug in die Stadt. Nicht jedes dieser Wiedersehen wird gut ausgehen. Wird die Vergangenheit die Zukunft der Stadt beeinträchtigen?

Gekidnappt
Übernatürliche Wesen verschwinden spurlos. Hat eine neue unbekannte Gefahr es auf die Jäger der Stadt abgesehen?
I N P L A Y

Januar 2017 - April 2017

ACHTUNG!
Immer noch Unruhen in der Stadt // Die Menschen sind skeptisch // Zahl vampirneugieriger Touristen 2017 bei 60,5 Mio.
T E A M

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Saito Shichiro
#1
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Saito Shichiro
Ich war nie laut, aber ich bin geblieben – und manchmal reicht genau das, um zu überleben
* * *
Name:
Shichiro

Geburtstag & -ort | Alter:
Ich wurde in Osaka am 14. Februar 1993, somit 24 Jahre

Alter laut Aussehen:
21

Rasse:
Vampir

Familie:
Saito-Familie (Osaka)
Vater:
Saito Kenjirō (57)
Ein gebrochener Mann mit hängenden Schultern und einem ewigen Nikotingesicht. Hat mehr mit der Fritteuse gesprochen als mit seinen Kindern.
Mutter:
Saito Harumi (54)
Erschöpft seit dem zweiten Kind, gleichgültig ab dem fünften. Ihre Hände rochen immer nach Reinigungsmittel, ihre Umarmungen nach Pflicht.

Geschwister (alle älter als Shichiro, keine enge Bindung)
Bruder:
Saito Hiroaki (32)
Der Erstgeborene stolz, überfordert, gewalttätig in seinem Schweigen. Führt heute den Imbiss und hält sich für den Patriarchen der Familie.
Bruder:
Saito Masaki (29)
Der stille Opportunist immer auf Gewinn bedacht, aber zu feige, Verantwortung zu übernehmen. Hielt sich aus allem raus, solange es ihn nicht betraf.
Bruder:
Saito Renji (28)
Der, der Shichiro aus dem Fenster stieß. Spottete gern über Schwäche, vermutlich, weil er seine eigene nie zeigen durfte.
Schwester:
Saito Keiko (27)
Distanziert, korrekt, emotionslos. Sah Kinder immer als Last, Brüder als Ballast, und Shichiro als überflüssigen Klotz.
Schwester:
Saito Natsumi (26)
Eitel, laut, ständig auf der Suche nach Anerkennung, nur nie von der eigenen Familie. Nahm Shichiros Existenz nie wirklich wahr.
Schwester:
Saito Emiko (25)
Die jüngste Schwester, oft krank, oft zynisch. Nannte Shichiro „Schattenjunge“ halb im Spott, halb aus Unwissen, wie man mit Menschen umgeht.


Zöglinge:
keine


Erschaffer:
Song Luoyang


Wohnort:
Erst neu in New York angekommen


Beruf:
Es findet sich in New York sicher was


Gesinnung:
Neutral
Noch weiß ich damit noch nicht umzugehen, dass man öffentlich zeigen kann ein Vampir zu sein. Ich lasse es lieber und bewege mich wie gewohnt unter den Menschen, wie ich es in China getan habe.

Charakter:
Ich bin nicht der, auf den man zuerst zeigt. Nicht der, der laut spricht, sich in den Raum stellt, Präsenz fordert. Ich falle nicht auf. Das war früher überlebenswichtig und irgendwie ist es geblieben. Ich bewege mich leise. Beobachte. Lerne schneller als ich rede. Nicht, weil ich dumm bin, sondern weil ich zu oft erlebt habe, dass jedes Wort etwas kosten kann.

Manche nennen mich zurückhaltend. Ich nenne es kontrolliert. Nicht, weil ich anderen nicht vertraue. Sondern weil ich genau weiß, was es bedeutet, wenn man dem Falschen zu viel zeigt.

Ich war das siebte Kind in einer Familie, in der schon das zweite zu viel war. Schattenränge, würde man vielleicht sagen. Ich habe früh gelernt, nicht zu stören. Mich selbst zu versorgen. Niemandem zur Last zu fallen. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, ob meine Eltern mich je wirklich gesehen haben. Vielleicht haben sie mich für das gehalten, was ich versucht habe zu sein: klein, leise, unauffällig.

Heute ist das anders. Ich bin Vampir. Aber das ist nicht, was mich ausmacht. Es ist nur... die Form, in der ich jetzt lebe.

Ich habe überlebt. Den Verrat meiner Familie. Die Schmerzen der Verwandlung. Den Angriff auf mein Zuhause. Ich bin quasi durch das Feuer gegangen. Teile meiner Haut erinnern mich noch immer daran, an meinen Rücken, an meinen Händen, an den Stellen, die nie ganz zurückgekommen sind. Die rosa geblieben sind, wo andere glatt sind. Aber es ist auszuhalten, noch befinde ich mich im Heilungsprozess.

Ich war kein Krieger, als ich floh. Kein Held. Nur ein Junge, der zu schnell zu viel verloren hat. Aber ich habe nicht aufgegeben. Ich habe überlebt, weil ich wusste, dass mein Schöpfer noch lebt. Dass Song Luoyang irgendwo ist und dass es noch etwas gibt, das nicht kaputt gegangen ist.

Ich bin nicht stark im klassischen Sinn. Ich breche niemandem das Genick. Ich reiße niemanden in Stücke. Aber ich kann aushalten. Kann durchhalten. Kann gehen, wenn andere stehen bleiben und stehen, wenn andere wegrennen. Ich habe Disziplin. Nicht aus Stolz, sondern aus Notwendigkeit.

Ich bin wachsam.
Ich sehe viel – selbst wenn ich schweige. Nicht weil ich neugierig bin, sondern weil ich gelernt habe, dass zwischen dem Gesagten oft das Eigentliche liegt. Ich beobachte lieber einmal zu viel als zu wenig. Das hat mich mehr als einmal gerettet.

Ich bin beständig.
Ich bleibe. Auch wenn es schwer wird, wenn es weh tut, wenn andere längst weg sind. Ich halte aus. Nicht, weil ich muss – sondern weil ich es kann. Verlässlichkeit ist für mich kein Wort. Es ist Haltung.

Ich bin still mutig.
Ich brauche keine Bühne. Ich brauche keine Anerkennung. Aber ich entscheide mich – immer wieder – gegen das Aufgeben. Gegen das Hinwerfen. Ich tue, was getan werden muss, auch wenn niemand hinsieht. Auch wenn es niemand versteht.

Meine Manieren sind makellos, wenn es sein muss. Ich habe gelernt, was erwartet wird. Wie man sich bewegt, wie man sich verneigt, wie man schweigt, ohne unterwürfig zu sein. Aber ich kann auch Türen schlagen. Ich kann schreien, wenn es reicht. Ich habe gelernt, dass meine Stimme etwas zählt. Und wenn ich ruhig bin, dann nicht aus Angst. Sondern weil ich bewusst bin.

Ich bin farbenblind. Seit ich als Kind eine Platzwunde am Kopf hatte. Ich sehe keine Farben – nur Licht, Schatten, Struktur. Aber manchmal glaube ich, dass das hilft. Ich sehe Menschen nicht in Oberflächen. Ich sehe, wie sie sich halten, wie sie atmen, wie sie schauen, wenn sie nicht beobachtet werden. Das reicht oft schon.

Ich zeichne. Meistens nachts. Nicht für andere. Nur für mich. Ich versuche, das sichtbar zu machen, was man nicht sieht. Schmerz. Erinnerung. Stille. Die Hände zittern manchmal noch, wenn ich zu lange in der Vergangenheit festhänge – aber der Stift hilft.

Ich weiß nicht, wer ich in fünf Jahren bin. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr der bin, der ich war. Ich bin nicht mehr ihr Schatten. Nicht mehr das siebte Rad. Nicht mehr das Kind, das verkauft wurde.

Ich bin Shichiro.
Shixin. Kleines Löwenherz.
Nicht, weil ich laut bin.
Sondern weil ich bleibe, wenn andere gehen.

Aussehen:
Ich bin dünn. 173 cm. Nicht schwächlich, aber auch nichts, was auf den ersten Blick beeindruckt. Meine Statur ist schmal, mein Körper gebaut für Geschwindigkeit, nicht für Kraft. Die meisten halten mich für jünger, als ich bin. Vielleicht liegt es an meinem Gesicht – glatt, aber ernst. Vielleicht an der Art, wie ich mich bewege – kontrolliert, beinahe lautlos. Ich laufe nicht, ich gleite. Und ich habe mir das nicht angewöhnt, um interessant zu wirken. Es ist einfach... sicherer so.
Meine Haut ist sehr hell.
Meine Haare sind schwarz. Tiefschwarz. Glatt, meistens leicht ins Gesicht fallend, bewusst ungeordnet. Nicht nachlässig – aber auch nicht durchgestylt. Ich lasse sie oft etwas länger wachsen, knapp über den Ohren, der Pony manchmal bis zur Braue. Ein kleiner Schutzschild gegen zu direkte Blicke.
Meine Augen sind dunkelbraun – fast schwarz bei schwachem Licht. Sie wirken ruhig. Vielleicht zu ruhig. Viele sagen, mein Blick sei schwer zu lesen. Nicht kalt, aber wie eine Tür, die nicht ganz aufsteht. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ich sehe Menschen an, um sie zu verstehen … nicht, um gesehen zu werden.
Farben trage ich nicht. Nie. Ich bin farbenblind, seit ich vierzehn bin. Keine Rot-Nuancen, kein Blau, kein Grün. Nur Graustufen. Es hat mir gereicht, dass einer meiner Herren mich in Kleider gesteckt hat. Und weil ich nicht riskieren will, mich in etwas Lächerliches zu hüllen, bleibe ich bei dem, was ich kontrollieren kann: Schwarz, Weiß, Grau. Klare Linien. Keine Muster. Keine zufällige Komik. Ich will nicht auffallen. Ich will nicht, dass jemand lacht, oder noch schlimmer: Mitleid empfindet.
Manche sagen, das macht mich stilvoll. Ich sage, es macht mich sicher.
Ich trage gern Silberschmuck. Ringe, eine schmale Kette, selten Ohrringe. Nichts Prunkvolles. Eher wie Erinnerungen, die man am Körper trägt, weil sie sonst verloren gehen. Ein Ring gehörte Dongcha. Die Kette ist alt. Vielleicht war sie mal was wert. Vielleicht ist sie das immer noch.
Mein Auftreten ist ruhig. Ich sage nicht viel, wenn es nicht notwendig ist. Ich höre lieber zu. Beobachte. Ich wirke auf andere oft kühl, distanziert. Aber das ist nur der erste Eindruck. Wer sich die Mühe macht, mich länger anzusehen, spürt: Da ist etwas Tieferes. Keine Kälte … sondern Vorsicht. Kein Desinteresse … sondern Selbstschutz.
Ich wirke nicht gefährlich. Aber unterschätzt wird man nur einmal. Und ich bin nicht der, der dann noch lange erklärt, was in ihm steckt.
Ich bin jemand, den man nicht auf Anhieb versteht.
Aber ich bin da. Immer.
Still. Wach.
Und ganz sicher nicht zerbrechlich.


Spezielle Begabung:
Das Vampirsein hat mich verändert. Nicht nur äußerlich. Nicht nur das Offensichtliche, die Blässe, die Temperatur, das Schweigen des Herzens. Es hat meine Sinne geschärft, ja. Meine Instinkte verstärkt. Aber das allein ist es nicht, was mich ausmacht.

Ich bin schneller geworden. Viel schneller.
Meine Bewegungen sind präzise, kontrolliert, aber wenn es sein muss, kann ich reagieren, bevor jemand überhaupt versteht, was er ausgelöst hat. Ich nutze das selten. Ich renne nicht. Ich springe nicht von Dächern.

Meine Sinne sind wie eine zweite Haut.
Ich rieche Lügen, bevor sie ausgesprochen werden. Ich höre Gedanken nicht, aber ich höre das Zittern in der Stimme, das Knistern eines Stoffes, das rhythmische Pulsieren eines Halses. Manchmal zu deutlich. Ich meide Menschenmengen nicht aus Scheu, sondern weil sie zu laut sind. Zu voll. Zu offen. Ich nehme alles wahr. Und wenn ich mich nicht kontrolliere, zerreißt es mich.

Der Durst ist da. Immer.
Nicht wie ein Hunger, den man irgendwann vergisst. Sondern wie ein Flüstern unter der Haut. Ich habe gelernt, damit umzugehen, auch wenn ich jeden Tag trinken muss, doch mit Disziplin. Ich bin kein Jäger. Ich wähle meine Nahrung mit Bedacht. Und ich habe mir geschworen: Niemals werde ich so werden wie die, die sich einfach nehmen, was sie wollen. Ich weiß, was es heißt, entmachtet zu sein.

Das Blut verändert mich, je nachdem, von wem es stammt.
Manchmal sehe ich Fragmente. Gedanken, Bilder, Stimmen. Es ist selten, aber es passiert. Vor allem, wenn die Verbindung stark ist. Ich trinke nie aus Leichtsinn. Es ist nie nur ein Akt der Nahrung, es ist Bindung, Erinnerung, Verantwortung. Wenn ich jemanden einmal in mich aufgenommen habe, trage ich ihn eine Zeit lang mit mir. Und das ist... nicht immer leicht.

Ich heile schnell.
Mein Körper ist belastbar, besonders seit der Verwandlung durch Luoyangs Blut.

Ich altere nicht, aber ich verändere mich trotzdem.
Man sagt, als Vampir bleibt man, wie man ist. Für immer. Das stimmt nicht. Ich bin nicht mehr der, der ich bei meiner Verwandlung war. Ich bin wachsamer. Härter, vielleicht. Aber auch weicher, was Nähe betrifft. Ich bin nicht stehen geblieben, ich gehe nur in einer anderen Zeit.

Ich bin kein Monster. Aber ich bin auch kein Mensch mehr und es ist nicht immer leicht sich nicht zu der Tiefe einer gewissen Grausamkeit herunterziehen zu lassen.
Ich existiere dazwischen. Und das ist manchmal einsam. Aber auch ehrlich.

Und ich kann zeichnen.
Nicht „gut für einen Vampir“. Nicht „ganz ordentlich“. Sondern wirklich gut. Es ist das Einzige, was ich seit meiner Kindheit behalten habe, ohne dass es jemand zerstört hat. Ich zeichne mit Bleistift. Ausschließlich. Farbe ist für mich bedeutungslos. Ich erkenne sie nicht. Verschwommene Graustufen, irritierendes Durcheinander – das war’s. Also lasse ich es.
Aber mit Bleistift? Da sehe ich alles.
Ich kann Schattierungen setzen, die andere nicht bemerken. Ausdruck einfangen, Bewegung andeuten, Atmosphäre schaffen, ohne dass ein Tropfen Farbe nötig ist. Ich zeichne, um zu verstehen. Um zu erinnern. Um festzuhalten, was sonst verloren geht. Orte, Menschen, Blicke, kleine Gesten.
Manchmal ist es fast wie Sezieren, ich nehme die Welt auseinander und setze sie neu zusammen. Auf Papier. Still. Genau. Wahr.
Ich zeige meine Zeichnungen selten. Nicht, weil ich mich schäme. Sondern weil sie mehr über mich sagen als Worte je könnten. Was ich zeichne, ist, was ich nicht laut aussprechen kann.
Und vielleicht ist genau das meine stärkste Gabe:
Ich sehe, was andere nicht sagen.
Ich halte fest, was andere lieber vergessen würden.
Und ich tue es leise … mit Stift.
Meine Muttersprach ist Japanisch, musste Chinesisch lernen, weil ich dort einige Jahre verbracht habe und Englisch, das sicherlich nicht akzentfrei.


Stärken:
Selbstbeherrschung
Ich verliere selten die Kontrolle. Nicht über meine Worte, nicht über meine Reaktionen. Ich habe früh gelernt, dass Gefühlsausbrüche Schwäche zeigen und in meiner Welt wird Schwäche bestraft. Heute ist es keine Fassade mehr. Es ist Entscheidung. Ich entscheide, wann ich etwas zulasse. Und wann nicht.
Wahrnehmung
Ich sehe, was andere übersehen. Nicht, weil ich klüger bin. Sondern weil ich beobachte, bevor ich handle. Ich lese Körpersprache, erkenne Muster, höre Zwischentöne. Ich kann den Raum betreten und spüren, wo die Spannung liegt, noch bevor jemand laut wird. Das hilft mir, Gefahren zu erkennen. Oder Menschen. Manchmal ist das dasselbe.
Ausdauer
Ich halte durch. Auch wenn es brennt. Auch wenn es weh tut. Auch wenn andere längst aufgeben. Ich bin nicht der Schnellste, nicht der Stärkste, aber ich bin der, der am Ende noch steht. Ich bin durch Feuer gegangen, buchstäblich. Ich weiß, was Schmerz ist. Und ich weiß, dass er vergeht.
Loyalität
Ich bin kein Mitläufer. Aber wenn ich mich binde, dann ernsthaft. Ohne Spiel. Ohne Bedingungen. Ich bin Luoyang treu, weil er mich gerettet hat, nicht weil er es verlangt. Ich halte, was ich verspreche. Wenn ich dich als Teil meines Kreises akzeptiere, dann bleibe ich auch wenn es unbequem wird.
Feingefühl
Ich kann Menschen spüren. Nicht manipulieren, mache es wohl eher nicht, weil ich an meiner Vergangenheit denke. Ich erkenne, wann jemand überfordert ist, wann jemand lügt, wann jemand einfach nur schweigen muss. Ich dränge mich nicht auf. Aber ich bin da. Still, aber verlässlich. Viele unterschätzen das.
Zeichnen
Ich kann mit einem Bleistift ausdrücken, was andere mit Worten nicht können. Ich sehe Szenen vor meinem inneren Auge und halte sie fest … präzise, atmosphärisch, klar. Es ist nicht nur Talent. Es ist auch meine Art, zu erinnern. Manchmal ist es das Einzige, was mir bleibt, wenn Worte nicht ausreichen.
Anpassungsfähigkeit
Ich bin kein Anführer. Aber ich überlebe. Ich passe mich an, ohne mich zu verlieren. Ich kann in Stille leben, in Bewegung, in Unsicherheit. Ich brauche nicht viel. Gib mir Raum und einen Grund und ich finde meinen Weg.



Schwächen:
Nähe
Ich bin nicht gut mit Nähe. Im körperlichen Sinn wie im zwischenmenschlichen. Ich halte Abstand. Nicht, weil ich andere verachte. Sondern weil ich nicht weiß, wie viel von mir dann sichtbar wird. Also lasse ich es oft gar nicht erst zu.
Misstrauen
Ich hinterfrage viel. Zu viel. Ich rechne damit, dass etwas dahintersteckt. Dass Worte nicht das meinen, was sie sagen. Das hat mir das Leben beigebracht. Es schützt mich, aber es macht Beziehungen schwer. Ich sehe Fallen, wo manchmal keine sind. Und Vertrauen ist bei mir keine spontane Reaktion. Es ist Arbeit.
Isolation
Ich ziehe mich zurück, wenn es schwierig wird. Ich rede nicht gern über das, was in mir vorgeht. Nicht weil ich es nicht könnte, sondern weil ich zu lange gelernt habe, dass es niemanden interessiert. Oder dass es benutzt wird. Ich funktioniere. Aber ich tue es lieber allein.
Achromatopsie
Es klingt harmlos, aber es ist ein Problem. Kleidung. Zeichen. Blut. Ich erkenne keine Farben. Ich verlasse mich auf Grautöne, Kontraste, Texturen. In Kämpfen kann das ein Nachteil sein, vor allem, wenn es um Tarnung oder Signale geht. Es zwingt mich, anders zu denken und manchmal reicht das nicht. Ich muss meine anderen Sinne dafür mehr nutzen. Ich bevorzuge Räume mit gedämpftem Licht, wenn es nicht zu umgehen ist, habe ich immer eine getönte Brille dabei. Das Vampirsein hat es erheblich verschlechtert.
Selbstzweifel
Ich wirke ruhig. Gefasst. Aber tief drinnen frage ich mich oft, ob ich überhaupt gewollt bin oder einfach nur jemand, der übrig geblieben ist. Ich stelle meine Entscheidungen in Frage, auch wenn ich sie nicht zeige. Es lähmt mich nicht. Aber es nagt. Leise. Und immer wieder.
Emotionale Blockaden
Ich reagiere verzögert. Wenn etwas wehtut, kommt es nicht sofort. Ich funktioniere erst und breche später. Das kann gefährlich sein, für mich und für andere. Ich nehme Schmerz lange hin, aber wenn er irgendwann bricht, dann heftig. Und dann verliere ich kurz den Halt.
Bindungsangst – trotz Loyalität
Ich binde mich tief, wenn ich es tue. Aber der Weg dahin ist steinig. Ich brauche lange. Ich teste. Ich warte. Und selbst wenn jemand es verdient hätte – ich brauche manchmal zu viel Zeit. Und verliere dadurch, was ich eigentlich halten will. Bei meinen neuen Geschwister habe ich mich fallen lassen können, der sein, der ich bin und bei meinem Vater.


Lebenslauf:
Ich heiße Saito, Shichiro. Der siebte Sohn. Und das ist kein Titel, auf den man stolz ist, das bestimmt nicht in meiner Familie. Sieben war zu viel. Sieben war unnötig. Ein Unfall, ein zusätzlicher Esser, ein Schatten im Hintergrund. Ich weiß nicht, ob meine Mutter je glücklich war über meine Geburt. Ich weiß nur, dass sie erschöpft war. Immer. Die Tränensäcke unter ihren Augen waren schon tiefer als jede Reaktion, wenn ich den Raum betrat. Mein Vater? Der hatte längst mit dem Leben abgeschlossen. Was ihm blieb, war der Imbiss und die Schulden.
Ich bin in Osaka geboren worden, im schwülen Teil der Stadt, wo Fischgeruch sich mit Abgasen mischt, und das Leben durch enge Gassen tropft wie abgestandenes Öl. Meine Kindheit bestand aus Tellern, die nie ganz leer waren, aber auch nie wirklich voll. Wir waren viele, zu viele. Zwei meiner Brüder arbeiteten im Laden, die älteren. Zwei gingen zur Schule. Der Rest war wie ich: Anhängsel. Lückenfüller. Lärm.
Ich habe früh gelernt, dass man besser nichts will. Wer Wünsche hat, wird enttäuscht. Wer nichts sagt, bekommt wenigstens keinen Ärger. Ich war der, der immer mitlief. Der das Essen aufaß, wenn was übrig übrig blieb. Der die Tüten trug. Der nie gefragt wurde, was er denkt. Ich war klein, still und irgendwann auch farbenblind. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mein drittältester Bruder hatte mich damals im Streit aus dem Fenster gestoßen. Es war nicht hoch, aber hoch genug. Platzwunde am Kopf. Danach: zwei Tage blind, danach: keine Farben mehr. Nur noch Grau, überall.
Ich hab nie gewusst, ob das mehr über mein Gehirn aussagt oder über mein Leben. Vielleicht beides.
Aber was wirklich wehtat, war nicht die Wunde. Es war, wie sie reagiert haben. Oder besser: gar nicht. „Er übertreibt wieder“, „mit dem ist doch nichts“, „der will nur Aufmerksamkeit“. Ich lag da. Zwei Tage. Niemand kam. Ich konnte nichts sehen, hab nur gehört, wie sie sich über Reispreise stritten. Wie die Fritteuse zischte. Wie ein Kunde lachte. Die Welt lief weiter und ich war aus ihr gefallen.
Ich glaube, ich habe in diesen zwei Tagen beschlossen, dass ich irgendwann gehen werde.
Dass ich irgendwo ein anderes Leben finden würde.
Ich wusste nicht, dass es mir genommen wird, bevor ich bereit war.
Drei Jahre ist es jetzt her. Drei Jahre, seitdem ich kein Mensch mehr bin. Seitdem mein Herz aufgehört hat zu schlagen, aber endlich angefangen hat, zu spüren.
Ich erinnere mich an die Nacht, als sie mich verkauft haben.
Sie dachten, ich höre nicht zu. Ich saß auf dem Dach, hab heimlich gezeichnet, wie ich’s oft tat. Da unten, im Hinterzimmer des Imbisses, das nur durch eine dünne Holzplatte vom Rest getrennt war, wurde verhandelt. Es ging ums Schutzgeld. Wieder einmal. Die Summe war höher geworden. Der Ton rauer. Und dann kam mein Name.
„Shichiro. Der Kleine. Der is’ eh nutzlos.“
Ich werde diese Worte nie vergessen.
Sie haben nicht mal gezögert. Keine Träne. Kein Zögern. Kein moralisches Dilemma.
Nur eine Frage: „Wie viel bringt er euch?“
Und eine Antwort: „Mehr, als er uns kostet.“
Ich habe mein Zuhause in dieser Nacht verloren. Aber ehrlich gesagt, es war nie wirklich meins.
Was danach kam, war … seltsam. Kalt. Organisiert. Ich wurde abgeholt wie ein Paket. In einen Van verfrachtet. Drei Stunden Fahrt, irgendwohin. Keine Erklärungen. Keine Gewalt. Nur Stille. Und der Fahrer, der nicht einmal den Blick hob, wenn ich fragte, was los war.
Ich dachte, ich würde sterben.

Aber das war nicht der Plan.
Ich war fünfzehn und niemand fragte, ob ich mitkommen wollte.
Das Haus, in das man mich brachte, war groß. Still. Kein Fettgeruch mehr, kein Familienlärm. Nur klare Korridore, scharfe Anzüge, knappe Befehle. Und Augen. So viele Augen.
Ich war nicht frei. Aber ich war nützlich. Und das bedeutete. Ich durfte bleiben. Ich lernte schnell, was sie mochten. Tee, der nicht zu stark war. Hemden, die exakt gefaltet wurden. Türrahmen, die nicht knarrten, wenn ich sie putzte. Ich sprach nicht. Fragte nicht. Ich machte. Leise, präzise, ohne Fehler.
Einige von ihnen begannen, mich zu bemerken, auf eine Weise, die mir Angst machte. Lange Blicke. Lächeln, die keine waren. Fingerspitzen, die zu lang auf meiner Schulter lagen. Ich kannte diese Art von Stille. Ich hatte sie schon zu Hause gespürt. Aber hier war sie gefährlicher. Hier konnte sie sich in ein Zimmer schleichen und keiner würde kommen.
Aber Momo war da.
Er war nur ein paar Jahre älter als ich. Wir teilten uns ein Zimmer. Er sprach wenig, aber wenn er etwas sagte, meinte er es. Er sah, wenn ich zitterte. Wenn ich zu lange duschte, um meine Gedanken zu ordnen. Und er stand irgendwann einfach vor mir. Ohne Erklärung. Nur mit dem Satz:
„Du gehörst niemandem. Ich pass auf.“
Und das tat er, ganze zwei Jahre lang.

Nach zwei Jahren war ich so etwas wie unsichtbar geworden. In dem Yakuza-Haus wusste jeder, was er von mir erwarten konnte: Ruhe. Sauberkeit. Pünktlichkeit. Ich wurde nicht gelobt, aber auch nicht mehr geschlagen, was in diesem Umfeld schon fast einer Beförderung gleichkam. Momo war immer noch da, und solange er in der Nähe war, blieb mir das Schlimmste erspart.
Dann kam diese Familie aus China zu Besuch.
Sie waren reich, einflussreich, trugen ihre Namen wie Waffen. Einer von ihnen, eine Frau mit zu scharfen Augen und zu rotem Lippenstift blieb an mir hängen. Ich weiß nicht, ob es war, weil ich nie zurückschaute. Oder weil ich das Tablett trug, als wäre es mein Schild.
„Wir brauchen jemanden für meinen Sohn“, sagte sie.
Ich wurde nicht gefragt.
Und so kam ich mit siebzehn nach Tianjin.
Der Sohn hieß Jiang. 25. Elegant, verwöhnt, gefährlich. Die Sorte Mensch, die nie gelernt hat, mit einem „Nein“ zu leben. Als er erfuhr, dass er einen Haushälter bekommen hatte, warf er ein Buch nach seiner Mutter. Es traf eine Vase. Nicht sie.
Er hasste mich vom ersten Tag an. Nicht weil ich etwas sagte, ich sprach kaum, sondern weil meine Anwesenheit ihn bloßstellte. Ein Diener, das war peinlich, die anderen hatten eine Schar weibliche Bedienstete.
Ich machte alles wie immer: lautlos, korrekt, angepasst. Doch er schien immer etwas zu finden. Ein Glas stand zu weit links. Die Falte im Kissen war nicht gerade genug. Meine Schuhe zu leise, mein Blick zu direkt, mein Schweigen zu provozieren und jede Menge Schläge.
Dann, einige Wochen später, wurde ich zu einem Termin gefahren. Ohne Erklärung.
Ein Salon.
Haare, die mir weit über die Schultern verlängert wurden. Fingernägel, die glänzen sollten. Haut, die eingecremt, geschminkt, geformt wurde. Ich verstand nicht, was das sollte. Ich war doch nur ein Haushälter.
Als ich sagte, ich könne keine Farben sehen, lachten sie. Aber ich lerne mich jeden Tag damit herzurichten.
Dann gaben sie mir Kleider. Nicht viele. Zwei, drei. Weichfallende Stoffe, die Bewegung nachahmten. Nichts Obszönes , aber eindeutig mehr als Dienstkleidung.
Als ich zurückkam, sagte Jiang kein Wort. Er sah mich nur an. Lange. Zu lange.
Danach wurde es schwieriger.
Ich spürte, wie sich etwas veränderte. Seine Blicke wurden anders. Länger. Kontrollierter. Ich achtete darauf, Räume zu meiden, in denen wir allein waren. Ich erledigte meine Aufgaben noch schneller. Noch sauberer. Ich wusste, was passieren konnte, wenn jemand wie ich anfängt zu gefallen. Ich war nicht dumm. Ich war nicht naiv.
Ich lernte, Türen noch leiser zu schließen. Die Gänge zu kennen. Seine Stimmung vorherzusehen.
Und ich war schnell. Schneller als sein Wille.
Er kam mir nie zu nahe, weil ich schneller war als das, was er nicht aussprechen durfte.

Dann kam dieses Fest.
Groß, laut, übertrieben. Eine dieser Nächte, in denen alles glitzert und stinkt zugleich. Hochrangige Gäste aus Wirtschaft, Politik, Clanverbindungen, deren Namen ich nicht kannte und deren Macht ich nur an der Art erkannte, wie andere sich vor ihnen verneigten. Ich servierte. Reichte Gläser. Wechselte Aschenbecher. Zählte Sekunden. Alles wie immer.
Nur dass nichts wie immer war.
Es wurde spät und der Alkohol floss zu lange, zu sorglos. Ich hatte Jiang anfangs noch ausweichen können, indem ich mich in Bewegung hielt, Räume wechselte, nie zu lange am selben Ort blieb. Doch mit jeder Stunde verlor er die Geduld. Und ich wusste, was das bedeutete.
Ich war gerade auf dem Rückweg aus der Küche, Tablett leer, als es passierte. Er kam hinter mir aus dem Gang, schneller als ich dachte. Seine Hand packte meinen Arm, zu fest. Ich stolperte, das Tablett fiel. Metall fiel auf Fliesen, ein hohler Klang folgte. Ich flüsterte seinen Namen, flehte, sagte, dass ich noch arbeiten müsse.
„Sei still“, war alles, was er sagte.
Und dann drückte er mich in ein Nebenzimmer.
Die Tür fiel zu. Es war dunkel, nur ein dünner Lichtschein von draußen. Ich versuchte zu reden, doch meine Stimme zitterte zu sehr. Er griff nach mir, riss an meiner Kleidung. Ich hörte das Geräusch von Stoff, der nachgab. Ein Riss, der durch mich fuhr wie ein Messer. Ich schob ihn weg, bettelte. Ich sagte „bitte“, mehrmals. Er schlug mich. Nicht hart. Aber gezielt. Der Handrücken traf wie so oft mein Gesicht, und ich wusste sofort, dass das keine Diskussion mehr war.
Ich wusste, wie das endete.
Ich ergab mich.
Was hätte ich sonst tun sollen?
Ich ließ die Arme sinken. Versuchte, nicht zu atmen. Mich klein zu machen. Vielleicht würde es schneller gehen. Vielleicht würde er wenigstens keine Spuren hinterlassen. Vielleicht war ich dann morgen einfach wieder … jemand, der putzte. Nicht mehr.
Aber dazu kam es nicht.
Die Tür öffnete sich. Hart. Schnell.
Ein Mann trat ein. Groß. Schwarz gekleidet. Fremd.
Ich verstand die Worte nicht. Mein Chinesisch war schlecht, erst recht in Panik. Aber der Tonfall war eindeutig. Scharf. Klar. Keine Fragen.
Jiang starrte ihn an, rief etwas zurück, laut, genervt, doch sein Blick war schon abgewichen. Und dann verschwand er. Wortlos. Ohne Rückblick. Wie ein ertappter Feigling. Einfach weg.
Der Fremde stand nun vor mir. Ich war auf dem Boden, Kleidung halb zerrissen, das Gesicht heiß von der Ohrfeige, meine Hände noch immer verkrampft um den Saum meines Kleides.
Er sagte nichts.
Aber sein Blick war da.
Ich wollte ihn nicht. Nicht diesen Blick.
Ich hatte gehofft, wenn ich mich versteckte, wenn ich mich wie ein Mädchen benahm, wenn ich unsichtbar wurde, dass niemand mehr so auf mich sehen würde.
Aber da stand er. Und sah. Nicht wie ein Mann, der wollte. Sondern wie einer, der etwas begriff, das ich selbst kaum noch halten konnte. Ich zitterte. Ich atmete flach.
Und ich wartete.
Aber er kam nicht näher. Er reichte mir nur wortlos seinen Mantel. Ich nahm ihn, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte.
Und in dieser Nacht wurde alles anders. Es war mein 18. Geburtstag.

Zwei Tage später wurde ich abgeholt. Kein Dank. Kein Lohn. Kein Blick zurück.
Ich kam in ein Auto und fuhr erneut weg. Diesmal: nach Tangshan.
Wieder einmal ins Ungewisse.
Der Mann, der mich dort empfing, war anders.
Song Luoyang.
Er sah nicht aus wie jemand, der mich besitzen wollte. Nicht wie jemand, der auf Gefallen wartete. Und doch hatte alles an ihm eine stille Autorität, der man sich nicht entziehen konnte. Er sprach leise, fast sanft. Seine Augen waren dunkel, aber nicht kalt. Er sah mich an, als wäre ich nicht etwas, das man besitzen muss, sondern jemand, den man wieder zusammensetzen kann. Das Haus, in das er mich brachte, war kein Gefängnis. Eher ein anderer Planet. Weite Flure, Fenster, die offen standen. Ich roch nichts von Alkohol, nichts von Zigaretten, nichts von Gewalt.
Ich begriff schnell, die Bewohner, sie waren keine Menschen.
Ich hatte Geschichten gehört. Flüstern in Küchen, Schatten auf Gassen. Ich wusste, was es hieß, wenn jemand zu schön war. Zu still. Zu alt ohne Falten. Und ich wusste auch, was sie taten.
Ich hatte Angst. Doch niemand biss mich.
Niemand schlug. Niemand rief.
Stattdessen nahm mich Ningyu bei der Hand. Weiying zeigte mir, wo ich schlafen konnte. Dongcha brachte mir Tee. Und Yaling streichelte mir schweigend über den Kopf, als ich in der ersten Nacht nicht aufhören konnte zu zittern.
Und Song Luoyang?
Er fragte mich, ob ich lieber alleine essen wollte oder in Gesellschaft. Ob ich lieber auf dem Boden schlief oder im Bett.
Er ließ mir eine Wahl.
Ich bekam Unterricht. Richtiges Lesen. Richtiges Schreiben. Keine rudimentären Schriftzeichen auf Rechnungen oder Straßenschildern, sondern Bücher. Worte, die etwas bedeuteten. Geschichten, die nicht meine waren und mir doch halfen, meine zu begreifen.
Wenn ich überfordert war, durfte ich Türen schlagen. Und niemand schrie zurück.
Wenn ich nicht schlafen konnte, durfte ich jemanden rufen. Und jemand kam.
Wenn ich Angst hatte, durfte ich schweigen und jemand verstand es trotzdem.
Ich lernte auch Regeln.
Nie vergessen, wer du bist aber auch nie, wer du werden kannst.
Und ich strengte mich an.
Nicht, weil ich gefallen wollte.
Sondern, weil ich nicht mehr als das gesehen werden wollte, was mir anhaftete.
Sondern als das, was ich sein konnte. Jemand, der es wert war, in dieser Familie zu leben.

Song Luoyang sah mich. Nicht wie ein Meister einen Diener. Sondern wie ein Lehrer, ein Vater vielleicht. Oder einfach wie jemand, der wusste, was es heißt, gebrochen anzukommen und heilend zu bleiben. Ich habe meine Ängste überwunden, gelernt Wünsche zu haben und diese auch zu äußern.
Ich war umgeben von Luxus. Teppiche, in die man versinken konnte. Seide auf der Haut, Porzellan auf dem Tisch. Aber ehrlich gesagt, ich brauchte das alles nicht. Ich war dankbar dafür, ja. Aber ich hing nicht daran. Es war nie das Geld, das mich geheilt hat. Nicht das Samtpolster unter mir, sondern die Stimmen, die mich in der Dunkelheit riefen. Die Hände, die mich nicht stießen, sondern hielten. Mir reichte das, was ich nie zuvor gehabt hatte:
Eine Familie, die mich wollte.
Ich wusste, dass ich anders war. Kein Rebell, kein Clown, keiner, der sich in den Vordergrund drängte. Aber ich war auch kein Schatten mehr. Ich sagte, was ich dachte, wenn es wichtig war. Ich stand für andere ein, wenn es darauf ankam. Ich hatte seit Kind her gelernt, still zu sein. Aber ich hatte bei Song Luoyang auch gelernt, wann es richtig ist, laut zu werden. Vielleicht gaben sie mir deshalb den Namen Shixin. Kleines Löwenherz. Nicht wegen meiner Größe. Sondern wegen dem, was ich nicht verloren hatte, den Mut, ich selbst zu bleiben.
Ich beendete die Schule mit Bravour. Ich wollte das. Für mich. Für sie. Ich hatte nie die Gelegenheit gehabt, klug zu sein, nicht weil ich es nicht war, sondern weil niemand es je sehen wollte. Jetzt sah man. Jetzt durfte ich zeigen, was in mir war.
Und ich vertraute Song Luoyang, als er vor drei Jahren sagte, ich sei bereit, dann war ich bereit. Ich hatte keine Angst. Nicht wirklich. Ich hatte Respekt. Vor dem, was ich aufgeben würde. Vor dem, was ich werden sollte. Aber ich war bereit. Der Schmerz war wie versprochen … unbeschreiblich.
Nicht nur körperlich. Es war, als würde alles, was mich je definiert hatte, aus mir herausgerissen, nur um Platz zu schaffen für etwas Größeres. Etwas Tieferes, wie auch etwas Dunkles. Etwas, das mehr war als bloßes Überleben.
Ich starb.
Und ich wachte auf.
Stärker, als ich es verdient hatte.
Ich konnte es spüren. In den Adern. In meinem Herzschlag, der keiner mehr war. In der Art, wie sich die Welt veränderte. Wie die Zeit sich verlangsamte. Wie ich jedes Detail sah, hörte, roch.
Aber mit der Stärke kam die Verantwortung. Selbstbeherrschung. Kontrolle. Disziplin.
Zu existieren, ohne zu verlieren, was mich menschlich gemacht hatte.
Ich musste nicht mehr kämpfen, um satt zu werden. Ich musste keine Angst mehr haben, dass man mich verriet. Ich hatte Zeit und ein Zuhause, das mich auffing, wenn es mir zu viel wurde.
Die Welt wurde dunkler und zugleich heller. Ich verlor das Sonnenlicht … nein … nur ihre Wärme, denn ich sah den Tag als Mensch, wie ich jetzt die Nacht sehe.
Aber ich gewann das, was ich nie hatte: Tiefe. Klarheit. Stärke, die nicht laut sein musste.
Und ich blieb ich selbst. Ob ich sanft war oder stolz hing vom Tag ab. Vom Menschen.
Aber ich war nie unecht. Nie mehr. Denn ich war Shixin. Und ich hatte überlebt, ohne mich selbst zu verlieren.

15. November 2016.
Der Tag, an dem ich ein zweites Mal starb.
Es war heller Nachmittag und schon wach. Ich hatte gerade mit Yaling im Musikzimmer gesessen. Sie spielte, ich las. Es war friedlich. Sanft. Fast wie ein normales Leben.
Dann kam das Brechen. Fenster. Türen. Knochen. Lärm, der in das Gewebe des Hauses schnitt wie ein Skalpell.
Yalings Spiel verstummte. Ihr Blick wurde hart, ihr Körper spannte sich, dann stand sie auf. Ich erinnere mich noch an das Zittern in meiner Hand, als ich das Buch sinken ließ.
Dann fiel etwas. Dann schrie jemand.
Dann roch ich es, Blut und Feuer. Ich rannte. Nicht aus Feigheit, sondern weil ich wusste, dass ich niemandem helfen konnte. Ich war nicht stark genug. Nicht wie sie. Und vielleicht, vielleicht, hatte ich den Auftrag, zu überleben. Ich kam bis zum Flur. Dort sah ich Dongcha, umringt von zwei Gestalten in Schwarz. Sein Blick traf meinen und er schrie nur ein Wort: Lauf!
Ich rannte, seitlich wurde ich von einem Molotow Cocktail getroffen. Ich weiß nicht, wie ich es schaffte, die Hintertür zu erreichen. Die Schatten folgten mir, aber sie zögerten. Vielleicht, weil ich schon in Flammen stand. Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Was mich draußen erwartete, war schlimmer. Sonne. Doch konnte ich im Schatten einen der Wagen erreichen, die mit dem modernen Glas aus New York versehen waren. Das Feuer auf meiner Haut brannte. Im Wagen schaffte ich es, die Flammen mit den Händen auszuschlagen. Ich erinnerte mich an alles, was man mir beigebracht hatte, dass wir uns am Tag verbergen mussten, dass die Sonne unser größter Feind war. Ich wusste es und musste auf dieses Glas im Wagen vertrauen. Aber es gab keinen anderen Weg.
Also raste ich los. Ich wusste nicht, wohin. Ich sah nichts mehr. Nur weiß. Nur Schmerz. Irgendwann, nach einer Ewigkeit, vielleicht zwei Minuten, vielleicht eine Stunde fuhr ich in einen Graben. Der Wagen brach auf, zum Glück im Schatten. Dort war Schlamm, Schatten, verrottete Wurzeln. Ich presste mich gegen den feuchten Boden und vergrub mich, so tief ich konnte. Ich weinte nicht. Ich konnte nicht. Mein Körper war Feuer. Meine Augen zu geschwollen, um zu sehen. Aber ich war am Leben und das bedeutete, dass ich sie verloren hatte.
Alle.
Ningyu, die mich streng, aber sanft gelehrt hatte.
Weiying, mein stiller Fels.
Dongcha, der mir beigebracht hatte, Witz als Waffe zu nutzen.
Yaling, mein Licht.
Fort. Alle.
Ich lag im Matsch, verbrannt, zitternd, blind vor Schmerz und wusste: Ich bin jetzt allein.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort lag. Irgendwann kam der Hunger. Irgendwann das Zittern. Irgendwann der Gedanke: Luoyang lebt. Ich wusste es. Spürte es. Sein Blut war in mir. Seine Stimme in meinem Innern. Und wenn er noch irgendwo war, dann musste ich ihn finden.
Denn wenn ich das nicht tat … dann wäre ich wirklich tot.

Ich erinnere mich kaum an den Weg. Nur an das Gefühl von nasser Erde auf verbrannter Haut. An den Schmerz, der zu groß war, um zu schreien und zu nah, um vergessen zu werden. Ich war nichts mehr. Und schließlich ein Name, an dem ich mich erinnerte. Den einen, der mir blieb: Liling.
Eine der Älteren. Sie hatte das Anwesen vor Jahren verlassen, um ihr eigenes Leben zu führen. Ich wusste nicht, ob sie mich noch erkennen würde. Ob sie noch da war. Aber ich hatte nichts anderes. Kein Ziel. Kein Licht. Nur ihren Namen wie einen Faden um mein Handgelenk gewickelt, damit ich nicht ganz zerfiel.
Ich klopfte nachts an ihre Tür. Wankend, halb bewusstlos. Mein Gesicht entstellt, meine Arme wund, mein Rücken offen. Ich sagte nichts, als sie öffnete. Ich konnte nicht. Ich stand einfach da, bis ich in mich zusammensackte. Liling erkannte mich trotzdem.
Sie zog mich hinein. Ohne Fragen. Ohne Zögern. Und obwohl ich es nicht zeigen konnte, weinte ich in dieser Nacht zum ersten Mal wirklich. Nicht weil ich schwach war. Sondern weil ich wusste, dass ich endlich in Sicherheit war.

Die Heilung war langsam.
Junger Vampir oder nicht, das Feuer hinterlässt seine Spuren. Und so heilte ich. Schicht für Schicht. Erst die Muskeln, dann die Haut. Erst der Schlaf, dann der Hunger, dann wieder der Schmerz. Und alles in Stille. Liling sprach nicht viel. Sie ließ mich schlafen, brachte Blut, kühlte meine Wunden. Und wenn ich nachts aufschreckte, war sie da. Manchmal redete sie. Flüsternd. Von früher. Von uns. Von Luoyang. Dass er nicht tot sei. Dass er New York gewählt habe, als Rückzugsort. Dass er überlebt hatte. „Du bist sein Jüngster“, sagte sie einmal. „Folge ihm und zeige, dass du noch lebst.“ Ich antwortete nicht. Ich konnte noch nicht. Aber ich nahm es in mich auf, wie alles, was mich je gerettet hatte.

Heute… ist meine Haut fast verheilt.
Nur an den Händen noch zu rosig und an den Armen dünner, die Haut am Rücken spannt noch.
Aber ich lebe. Ich funktioniere. Ich kann stehen, gehen, handeln. Ich bin kein Schatten mehr.
Ich bin ein Überbleibsel.
New York.
Der Name klingt fremd. Kalt. Groß.
Aber Song Luoyang ist dort. Ich packe nicht viel, nur das Nötigste. Ein Bild von uns fünf.
Ich bin Shixin. Kleines Löwenherz.
Und ich komme nach Hause. Egal, wie weit ich dafür gehen muss.



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