S T O R Y

Seit die Shapeshifter ihren Anführer gefunden haben und sich immer mehr nach Fairness sehnen, spitzt sich die Lage zu. Shapeshifter formieren sich gegen die Vampire. Hexen suchen sich zu Zirkeln zusammen. Die Situation in New York ist angespannt. Manche munkeln, dass ein Krieg ausbrechen könnte.

BITTE LEST DIE NEWS DAZU!
P L O T

Der 2. Akt
Der vampirtötende Virus wurde von der Division neu spezifiziert. Die Genesis konnte die einzigen Fälle in sofortige Quarantäne verweisen.

Witches
Hexen werden aktiver. Ein bösartiger Zirkel sucht nach seinen Verrätern, die sich neu formieren, um seinen Untergang hervor zu bringen.
I N P L A Y

Oktober 2016 - März 2017

WETTER IN NEW YORK

ACHTUNG!
Shifter gegen Vampire // Lazaruskinder auf freiem Fuß // Zahl vampirneugieriger Touristen 2017 bei 73,5 Mio.
T E A M

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Antworten 
A Bloody Heartless Man
#1
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Teil I
Wind klapperte im Gebälk, Regentropfen schlugen auf das Dach auf. Fraglich wie lange es die Regenmassen noch aushielten. Viele Menschen und sicherlich auch andere Wesen in New York sprachen stetig davon das es in London nur regnen würde. Das stimmte so nicht. Jack empfand es zumindest nicht so, doch gerade jetzt wirkte seine Geburtsstadt beinahe so. Der Vampir saß auf staubigem Boden, angelehnt an eine Steinwand eines längst verfallenen Gebäudes. Dieser Raum war noch intakt, eigentlich sogar mehrere. Aber es war ein Schild angebracht worden, welches sagte das man den Grund nicht betreten sollte, weil die Verletzungsgefahr zu groß war. Was kümmerte einen das, wenn man Vampir war? Andererseits vermochte Holz das einen unter sich begrub durchaus für größeren Schaden zu sorgen. Sei es drum. Irgendwie fühlte sich Jack leer, leer und gleichsam nachdenklich. Diese Reise war wichtig gewesen, sie war es noch immer, nur waren seine Antworten irgendwie nicht die, die er sich erhofft hatte.

Jack entsann sich das er als aller erstes in seine Villa gefahren war. Ein Haus das ihm mit einem Male fremdartig vorgekommen war. Er war ins Innere getreten, hatte die große Gläserfront betrachtet, vor der dicke Vorhänge hingen. UV Glas würde dem Abhilfe verschaffen. Eigentlich war er lebensmüde das er so gehaust hatte. Jack entsann sich das er oftmals vor den Vorhängen gesessen und das Licht begutachtet hatte das auf die Vorhänge gefallen war und etwas durchgelassen hatte. Nicht genügend um ihm zu schaden, nicht genügend um sie zu genießen. Nichts Halbes, nichts Ganzes. Er erinnerte sich ebenso an die Galerie, die des Nachts einen tollen Blick auf den Himmel und die weiter unten liegende Stadt offenbarte, an die große, etwas altmodische aber bequeme Küche. Das Badezimmer, die kleine Bibliothek. Jack trat von Zimmer zu Zimmer, sah verschiedene Bücher, Gemälde. Und schließlich trat er in ein Zimmer, welches er schon fast vergessen hatte: Das Atellier. Nicht seines, sondern eines das er damals für Lillit angelegt hatte. Er sah verschiedene Kommoden, verschiedene Regale mit Maluntensilien, ein paar Farbpaletten, ein paar Leinwände. Jack trat um einen Tisch herum, der in der Mitte aufgestellt war, entfaltete ein paar Papierrollen auf denen Zeichnungen zu sehen waren. Zeichnungen über den Nachthimmel, über Blumen. Eine Zeichnung erkannte er auf dem Augen zu erkennen waren, die stechend drein blickten und schließlich eine Rolle, die er ausbreitete und auf dem sein eigenes Gesicht ihn anblickte. Bis ins feinste Fältchen, bis ins kleinste Detail erfasst. Jack nahm die Rolle mit, trat in den Flur wo ein großer Spiegel angebracht war, der jedoch nichts von jenem hatte, der in seinem neuen Penthouse war und dieses unbewohnbar gemacht hatte. Sein Blick glitt auf seine Züge und wie um zu vergleichen, sah er auf die große Zeichnung. Da hatte sich etwas verändert, etwas in seinem Blick. Dieser war nicht mehr so stechend, nicht mehr so düster. Vermutlich lag das einfach an dem, was er gerade hier tat. Das was er gerade erlebte und spürte. Jack brachte die Rolle zurück, legte sie neben die Anderen. Was sollte er schon mit einem Atellier? Und was sollte er mit all den Werken von Lillit tun? Jack schüttelte den Kopf, verließ das Zimmer und trat ins Wohnzimmer hinüber, ehe er verstand, das die Unruhe zu gewaltig wurde. Es zog hinaus, hinaus zu einem ganz bestimmten Ort.

Der Brite hatte also das Anwesen verlassen, war in einen Leihwagen gestiegen und hatte einen der Friedhöfe angefahren. Es war nicht sonderlich weit und er kannte den Weg in- und auswendig. Seine Schritte steuerten ihn zu einem Grabstein hinüber auf dem der Name seiner Mutter stand. Natürlich. Das Grab, das er all die Jahre erhalten hatte, das Grab das er all die Jahre mit frischen Blumen hatte versorgen lassen und es funktionierte. Jack sah das das Grab perfekt gepflegt wurde, das die weißen Rosen, die seine Mutter so sehr liebte noch immer auf dem Untergrund lagen, der schon längst keine Erde, sondern nur noch Gras aufzeigte. Die Natur holte sich zurück, was der Mensch geschlagen hatte. Sagte man nicht so? Die blauen Augen starrten auf die Buchstaben. Elisabeth Williams. - Geliebte Mutter, besonderer Mensch War das sein Einfall gewesen? Es kam ihm albern vor, lächerlich irgendwie. Besonderer Mensch? Warum hatte man das zugelassen? Es war nichtssagend irgendwie, gleichsam entsann sich Jack aber auch daran, dass er selbst überfordert gewesen und sein Vater nicht sonderlich interessiert gewesen war. Nein, nicht Vater... Jonathan. Jonathan war nicht interessiert gewesen und jetzt wusste er auch wieso. Wenn man seine Frau tötete, musste man nicht auch noch ihre Beerdigung schön gestalten. Das war irgendwie witzlos. Sarkastische Gedanken die sein Hirn fluteten. Ebenso war da das Bedürfnis, die Blumen zu zerreißen, den Stein zu zerschmettern. Jacks Kiefer bissen fest aufeinander. Nichts dergleichen tat er als er den Stein lediglich musterte und irgendwie... gar nichts spürte. So häufig vermisste er sie. Selbst jetzt noch. Aber das hier? Es war nur ein Stein, ein Name, ohne Bedeutung. Der Mensch der gegangen war, war woanders, nicht länger hier. Schon lange war dem so, nur hatte er das irgendwie nicht erkennen wollen. War das gut? Er würde das Grab weiter pflegen lassen, aber im Moment war er froh es hinter sich lassen zu dürfen.

Sein Weg führte ihn als nächstes zu der British Library, wo ihn ein Deja vu sondergleichen befiel. Er blickte über die Tische, die sich kaum verändert hatten, seit er das letzte Mal hier gewesen war... als Mensch, ironischerweise und er entsann sich durch Lucrezias Gedanken daran, wie Michael mit ihr hier gesessen und ihn beobachtet hatten. Werke über Vampirismus hatte er gesucht. Ob er nicht doch etwas gewusst hatte, ohne wirklich gänzlich etwas zu wissen? Wie sollte ein gewöhnlicher junger Mann auf Vampirismus kommen, wenn er keine Ansatzpunkte dafür hatte, das so etwas überhaupt existierte? Nach Superhelden hatte er schließlich auch nicht gesucht! Jack schüttelte den Kopf, widmete sich dem Informationsthresen hinter dem ein junger Mann stand, der nichts mit der alten weißhaarigen Dame zu tun hatte, die damals hier stand und über ihre Brille blickte, die sie auf die Nasenspitze geschoben hatte. Kann ich Ihnen helfen? Jack nickte. "Haben Sie ein Einwohnermeldeverzeichnis von 1948?" Der Mann blickte ihn irritiert an. "Von London???" Jack zog die Brauen leicht in die Höhe. "Natürlich." Nein, er würde jetzt keinen spitzen Kommentar äußern, denn das brachte ihn in diesem Moment nicht wirklich weiter. "Ja, dort hinten, drittes Regal rechts, da hinüber bis zum vierten Regal dort." Jack folgte den Deutungen des Mannes, ehe er ein tiefes Seufzen äußerte. Okay, vielleicht war das die falsche Herangehensweise. "Was ist mit archivierten Zeitungen von Ende 1947? So Oktober bis November?" Der Mann nickte bereitwillig und deutete Jack mit zu kommen, geleitet ihn zu einem Regal in dem dicke Ordner und Mappen verstaut waren. "Suchen Sie nach etwas Bestimmten?" Jack nickte erneut. "Nach Erwähnungen über einen Literaturclub damals." Der Angestellte der Bibliothek blickte etwas irritiert drein. "Haben Sie keinen Namen von diesem Club?" Hatte er einen Namen? Jack versuchte sich zu erinnern, aber wenn dann war sie diesem Club ausgetreten, als er selbst noch klein gewesen war. Wenn nicht gar früher. Der Vampir schüttelte den Kopf. "Also gut... Kulturaktivitäten finden Sie vorwiegend hier. Viel Glück." Der Mann schüttelte den Kopf, als er sich von Jack entfernte und Jack wiederum rollte leicht mit den Augen über den Mann, ehe er sich gänzlich den Mappen und Ordnern widmete, in dem er Stück für Stück eine mit sich zu einem Tisch nahm und diese durchblätterte.

Stunden vergingen, ehe er entnervt eine Mappe zuschlug und frustriert über seine Schläfen fuhr. Wie zur Hölle, sollte er... doch dann fiel Jacks Blick auf ein Bild das hinten an einer Wand hing. Es war schwarzweiß gehalten, wirkte alt, nicht zu alt, immerhin war es eine Fotografie, doch es zeigte die Züge des Mannes, dessen Augen er in schwarz gesehen hatte. Unweigerlich stand der Vampir auf und schritt hinüber zu dem Thresen, wo nun jedoch eine ältere Frau stand, die schon eher so wirkte wie jene, die er als Mensch hier gesehen hatte. Sie sah nur nicht so streng aus. "Entschuldigen Sie... wer ist das dort hinten?" Die Frau blickte irritiert zu Jack hinüber, ehe sie seinem Blick folgte. "Wer?" Jack lächelte ihr charmant entgegen. "Würden Sie vielleicht kurz mitkommen? Nur eine Minute." Die Frau lächelte zurück, nickte jedoch schließlich und kam mit. Das Foto auf das der Vampir deutete ließ die Frau erneut nicken. "Das ist Christopher, James Reese. Er hat, soweit ich weiß mit einer Wohltätigkeitsorganisation Spenden für den Ausbau der Bibliothek getätigt." Christopher James Reese. Was für ein Name... Jack lächelte erleichtert. Er hatte einen Namen! Doch das Lächeln verebbte wieder, als er das Bild wieder ansah. Und was bedeutete das Jetzt? "Wissen Sie ob Mr. Reese noch lebt?" Die Frau zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich kannte ihn nicht persönlich. Nur von Hörensagen Her. Er war ein attraktiver Mann, da fragt man schon mal als Frau neugierig nach." Jack musste tatsächlich schmunzeln. Diese Frau arbeitete in einer Bibliothek. Sie schien Bücher zu mögen. Das machte sie alleine besser als Viele andere Leute. "Sie haben mir sehr geholfen." ließ er sie wissen, griff in seine Tasche und beförderte eine nicht gerade kleine Banknote hervor, die er ihr in die Hand steckte. "Für die Mühe." ließ er sie lächelnd wissen, ehe er einfach ging und die Bibliothek verließ, wissend das der Blick der alten Dame deutlich verwirrt gewesen war. Sie hatte keine Ahnung wie sehr sie ihm gerade geholfen hatte.
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#2
Teil II

Dummerweise hatte die Suche nach einem Namen viel länger gedauert, als Jack gewollt hatte. Er hatte einen Namen, er hatte einen Fortschritt erzielt, doch um weiter in London herumstromern zu können bedurfte es Geduld, denn es dauerte nicht mehr lange bis die verdammte Sonne aufgehen würde. Dummerweise war London, Europa nicht New York. Hier gab es nicht wirklich vieles das auf Vampire ausgerichtet war. Hier stellte man sich offensichtlich blind. Selbst wenn irgend Jemand ihn als Vampir enttarnt hätte, so sagte Niemand etwas. Niemand machte auch nur Anstalten ihn mit irgendwelchen Fragen zu belästigen, Niemand starrte ihn an. Gleichsam bedeutete das aber auch wieder im Schatten zu leben und obwohl Jack längst nicht der absolute Befürworter des Abkommens war, eben aufgrund des Gestarres und blöder Fragen oder Aussagen irgendwelcher dummer Menschen, so musste er nun doch einsehen, dass ihm die Annehmlichkeiten fehlten. Er hätte zu gern UV gesichertes Glas, damit er nach draußen gucken konnte, solange wie die Sonne schien. Gerne hätte er noch weitere Nachforschungen persönlich angestellt, aber auch das ging nicht. Jack stieg wieder in seinen Wagen und ließ es für heute gut sein. Er fuhr zu seiner Villa, die ihm viel zu groß und leer vor kam. Für einen Moment stand er im Wohnzimmer und dachte darüber nach ob es nicht besser gewesen wäre Lauren zu bitten mitzukommen, dann wiederum musste er sich eingestehen, das es besser war alleine hier zu sein, weil er selbst nicht wusste was passieren würde oder was all das hier mit ihm anstellen würde. Der Vampir machte sich auf die Vorhänge alle zu lösen und die Zimmer vor der tödlichen Sonne zu verdunkeln, ehe er sich in den schweren Sessel fallen ließ und einen Moment auf den Fernseher blickte, den er jedoch nicht gedachte einzuschalten. "Christopher, James Reese." wiederholte Jack den Namen, ehe er aufstand und zum Telefon ging um eine Nummer zu wählen. Einen Moment wartete der Vampir, ehe sich eine weibliche Stimme meldete: "Hier ist die Auskunft. Was kann ich für Sie tun?" "Guten Morgen, könnten Sie mir die Nummer einer Friedhofsverwaltung geben?" In London gab es so einige Friedhöfe aber es war sicherlich ein Anfang ein paar auszuschließen oder aber eben schon am Ende seiner Reise zu sein. Die Frau gab Jack die Nummer durch, verband ihn sogar mit dem genannten Ziel und sogleich startete der Vampir einen Anrufsmarathon indem er sämtliche Personen nach dem Namen Christopher James Reese fragte. Niemand hatte eine Antwort für ihn und nach ungefähr zwei weiteren Stunden, legte Jack den Hörer endgültig auf. Wenn keiner der genannten Friedhöfe etwas von einem Mr. Reese wusste, dann... lebte er etwa noch?

Die blauen Iriden des Vampirs glitten verblüfft in die Ferne. Also doch Einwohnermeldeamt? Was wenn Christopher Reese gar nicht mehr in London lebte? Was wenn er umgezogen oder gar ausgewandert war? Die Welt ist klein, sagte man aber am Ende war sie es eben doch nicht. Ruhig Blut, Jack. Noch ist Nichts entschieden. rief er sich selbst zur Ordnung und verließ schlussendlich seinen Platz nur um ein wenig unruhig durch die Villa zu wandeln. Sicherlich hätte er sich ins Schlafzimmer begeben und dort versuchen können, Ruhe zu finden. Doch Jack ging davon aus das er diese ohnehin nicht haben würde. Er war viel zu aufgekratzt. Schlussendlich schritt er in seine Bibliothek, ließ sich dort an den Schreibtisch nieder und kramte etwas Papier hervor nur um mit einem Stift zu versuchen ein paar Zeilen zu schreiben: Liebe Lucrezia.... nein, nein das war vollkommen unpassend! Jack zerknüllte das Papier und entgegen seinem Ordnungswahn warf er die Papierkugel schlussendlich auf den Boden: Hallo Lucrezia... das klang als wäre er fünf Jahre alt. Wieder fand das Blatt zerknüllt einen Weg zum Boden. Immer wieder und wieder fing er an, irgendwann kam er sogar über die Anrede hinaus, doch so richtig erschien ihm alles was er schrieb vollkommen dämlich. Er wusste das in dieser einen Nacht, in der Lucrezia ihm gezeigt hatte, was sein Leben ausmachte, ohne das es ihm je bewusst gewesen wäre, wesentlich mehr passiert war, als das Offensichtliche. Lucrezia war erbost über sein Handeln und er hatte nicht im Geringsten auch nur einen Gedanken an sie verschwendet. Er hatte dabei gesehen, dass Lucrezia durchaus zu Gefühlen in der Lage war. Sicherlich hätte Lauren ihn für vollkommen verrückt gehalten, das er versuchte diesen Brief zu schreiben. Umso mehr war vielleicht nachvollziehbar das es hier in London wesentlich sinnvoller war diesen zu schreiben als in New York in ihrer Wohnung.

Jack stieß ein Seufzen aus, ehe er sein Handy zückte und auf den Bildschirm starrte. Den Stift verstaute er wieder in eine Schublade, ehe er das Handy zückte und Lauren eine Nachricht schrieb: Ich vermisse dich. Etwas das nicht einmal gelogen war. Der Vampir blickte noch einen Moment lang auf den Bildschirm, ehe er das Handy wieder verstaute und vom Stuhl aufstand, um schließlich das Chaos zu beseitigen das er angestellt hatte. Kaum hatte er daraufhin wieder etwas Luft, setzte er sich erneut ans Telefon, dieses Mal rief er Institutionen an, die mit Wohnungsvermietung zu tun hatten. Fehlanzeige! Fast als ob Christopher Reese nicht existierte. Der nächste Telefonmarathon bestand aus Fragen über Eigentum: Häuser, Grundstücke, was auch immer und schlussendlich wurde Jack fündig! Ein Haus... ein Haus, das auf Christopher Reese lief und das in einem ihm bekannten Stadtteil war, das Verblüffende? Es war in jenem Stadtteil, in dem früher auch sein eigenes Haus stand. Nun, dieses würde wohl nicht mehr dort sein, denn er hatte es höchst eigens abgebrannt. Trotzdem verblüffend. Vielleicht hatte das Haus ihm schon gehört als er noch nicht einmal geboren worden war? Vielleicht war dieser Mann in direkter Nähe gewesen? Oder war er irgendwie schwachsinnig, dass er sich letzten Endes dort ein Haus gekauft hatte, wo alles den Bach hinunter gegangen war? Jack wusste in jedem Falle das er nun wesentlich mehr Fragen hatte, als ihm zuvor bewusst gewesen war. Die Zeit bis die Sonne unterging, zog sich qualvoll dahin, trotz das es bereits Nachmittag war. Jack beschloss sich zumindest zu duschen und neu anzuziehen, ehe er endlich den Sonnenuntergang hinter sich gebracht hatte und sich in sein Auto setzte um in den Stadtteil zu fahren indem das Haus von seinem Erzeuger stehen sollte.

Warum war Christopher Reese so schwer aufzuspüren gewesen? Und dann kam er, dieser Gedanke, jener Gedanke der vielleicht abwegig erschien und es vielleicht doch nicht war: War er auch ein Vampir geworden? Das wäre natürlich mehr als verblüffend. Jack verwarf den Gedanken. Wie groß standen schon die Chancen? So oder so hatte er schon wahnsinniges Glück gehabt, dass Christopher Reese noch zu existieren schien, ja das er überhaupt einen Namen gefunden hatte. Jack fuhr in die Straße ein und schlussendlich blieb er stehen und blickte mit geweiteten Augen auf das Gebäude welches nach seinen Nachforschungen das Richtige sein sollte. Der Vampir blinzelte leicht. Das Haus war vollkommen überwuchert. Der Vampir verließ den Wagen, umrundete diesen und trat direkt auf das Haus zu. Der Garten war verwildert und der Putz aufgebrochen von den Pflanzen die sich nach dem Haus ausstreckten. Jack trat auf das Gebäude zu, umrundete es und sah in die Fenster. Alles was er sah war ein leerstehendes Haus, eines das so gut wie leer war. Hier und da fanden sich Möbel in den Zimmern vor, doch diese waren zumeist kaputt, zerbrochen, morsch. Christopher Reese wohnte eindeutig nicht mehr hier. Jack stieß ein genervtes Brummen aus, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte und demotiviert einen Stein vor seinen Füßen weg kickte. Sein Gehör jedoch nahm Stimmen wahr, Stimmen die miteinander tuschelten. Jack folgte den Stimmen, obwohl sie eigentlich nichts wirklich Wichtiges bedeuteten. Naja... eigentlich doch: Nahrung! Er hatte Hunger und er wollte jetzt und sofort genau diesen Hunger stillen. Es dauerte nicht lange bis er das Paar vorfand, das Albernheiten miteinander austauschte, das Arm in Arm die Straße entlang lief. Aufgrund dessen das diese Gegend eher ruhig war, konnte er keine unliebsamen Zeugen ausmachen. Perfekt. Jack lehnte sich neben eine Häuserwand, ließ die beiden nicht aus den Augen und agierte schlussendlich blitzschnell, indem er die Frau von den Füßen mit sich riss und gegen eine Wand in einer Nische presste. Im nächsten Sekundentakt schlug er auch schon seine Fänge in ihre Kehle und trank Schluck um Schluck den roten Lebenssaft der zumindest für den Moment sein Gemüt ein wenig zu beruhigen schien. Für einen Moment verlor er etwas die Beherrschung, verbiss sich fester und tiefer, sodass der Schwall Blut sein Kinn hinunter lief. Dumm gelaufen aber nicht ganz so wichtig. Seine Hand tastete ungehindert in Richtung Herzen, doch kurz davor hielt der Vampir inne. Wollte er ein Monster sein? Oder wollte er.. er selbst sein? Er verzichtete, wenngleich das keinen Abbruch am Tode der Frau machte. Herz oder nicht. Was sagte das über ihn aus? Was sagte überhaupt noch etwas über ihn aus? Seine Taten bestimmten wer er war, richtig? Nur war Jack nie wirklich gut darin gewesen zu entscheiden was Richtig und was Falsch war. Jack ließ von der Frau ab, die ins Gras hinunter rutschte und dort liegen blieb, erst jetzt realisierend das der Mann, den er zurück gelassen hatte nach ihr rief. Susie... so normal. Jacks Blick glitt hinunter zu der Frau, die zu seinen sonstigen Opfern fast schon friedlich wirkte. Ihr Blick war nicht ganz so entrückt. Ihr Körper weder geschunden, noch dem Stress ausgesetzt, den er sonst wählte. Die Brauen des Vampirs zogen sich zusammen, ehe er den Kopf drehte und erkannte, was er eigentlich schon die gesamte Zeit bemerkt hatte: Der Mann hatte zu ihm aufgeholt, seine Schritte waren immer näher gekommen und er? Er hatte es zugelassen? "SUSIE! Oh mein Gott!" stieß es sich in rauer tiefer Männerstimme zu ihm durch, während Jack die Züge des Mannes betrachtete, der vom Schock und Pein gezeichnet war. Er hatte sie also wirklich geliebt. Irgendwie glaubte Jack mittlerweile das das relativ selten war. Ja, er kannte Liebe und er wusste das er Lauren liebte und sie ihn. Aber Liebe die wirklich so tief ging wie er auf den Zügen des Fremden erkennen konnte? Selten eher... Jack sah wie sich die Miene des Mannes verzerrte. Wie aus Pein Wut, ja sogar Zorn wurde. Der Mann ballte die Hände zu Fäusten und raste auf Jack zu, der jedoch das Gefühl hatte das es mehr Zeitlupe gewesen wäre. Jack trat einfach zur Seite, griff jedoch in jene Richtung in der der Mann spurtete und bekam den Kopf zu packen, den er mit einem Ruck vom Rest des Leibes abtrennte. Warum nur kam ihm das vollkommen einfach vor? Und gleichsam kontrolliert? Kontrollierter als sonst. Das er nun mächtiger war, stärker war, schien hier viel weniger ein Problem zu sein oder war es vielmehr deswegen so, weil er nun andere Probleme hatte? Probleme die ihm irgendwie verwirrender vor kamen? Jack ließ den Kopf fallen, sah über seine Hände, die trotz dessen das er kein Herz gepflückt hatte voller Blut waren. Der Vampir blickte noch einmal auf das tote Paar. Zumindest waren sie... wenn es einen Himmel gab, ein Leben nach dem Tod oder irgendwas... wieder zusammen. Ein Schulterzucken folgte, ehe er sich neu orientierte und schließlich feststellte, das er gar nicht so weit von seinem Elternhaus entfernt war. Er wandte sich von den Leichen ab, schritt sachte die Straße hinunter und folgte jenem Weg den er so oft als kleiner Junge gegangen war. Er wusste das wenn er durch die Seitengasse ging, dort ein Tor war. Früher war es neu und frisch gestrichen gewesen. Heute war es verrostet und knarzte. Egal... es war eine Abkürzung und schlussendlich stand er vor den Überresten seines alten Heims. Verblüffend, das man es nicht abgerissen hatte.

Jack erkannte das doch mehr davon übrig geblieben war, als er geglaubt hatte. Viele der Räume schienen noch intakt zu sein, wenngleich es sicherlich einsturzgefährdet war. Ein Schild am Zaun verriet ihm, das das Betreten des Grundstücks untersagt war, weil die Verletzungsgefahr zu gewaltig war. Jack war das ziemlich gleichgültig. Mit einem Sprung überbrückte er den Zaun und betrat schlussendlich das Haus, wobei er sich durch einen Spalt quetschen musste, weil die Türe sich nicht gänzlich öffnen ließ, ohne das er etwas kaputt gemacht hätte. Die Balken wirkte verkohlt, die Wände hatten große Brandflecken, die an den Rändern teilweise weiß war. Balken und Teile des Hauses hatten sich verzogen. Definitiv kein Spielplatz. Die Treppe zu den Schlafzimmern war voller Geröll, über das der Vampir hinweg stieg. Das Gelände war nur teilweise vorhanden, nicht der Rede wert. Das Elternschlafzimmer nicht passierbar, Eleanors Schlafzimmer war eine einzige Bruchbude - kein Unterschied zu früher, dachte Jack sarkastisch und schlussendlich betrat er jenen Raum, der noch am Besten von allen aussah: Sein Zimmer. Der Vampir hielt einen Moment inne, sah zur Decke hinauf, die zum großen Teil zerstört war, mitsamt des Daches, sodass er in den Sternenhimmel hinauf sehen konnte. Der Boden war staubig, die Wände teilweise schwarz. Irgendwie verhöhnend das das Haus noch so gut in Takt war, irgendwie verhöhnend das sein Zimmer am passierbarsten war. Jack ließ sich auf den Boden sinken, blickte gerade aus und verlor sich für den Moment in Gedanken. Was war das, was er hier tat? Er schaffte es Dinge heraus zu finden, nur um schlussendlich in einer Sackgasse zu landen. Christopher Reese würde sich nicht finden lassen. Die Suche war jene nach der verdammten Nadel in einem Heuhaufen, wenn nicht gleich in Mehreren. Und trotzdem... es wurmte ihn. Er wollte doch nur wissen ob er noch lebte und dann... ja was dann? Ihn fragen ob er zufällig Lust hatte Jack als seinen Sohn zu akzeptieren und ihn gut zu finden? Ihn fragen ob er ein rechtschaffender Mensch wäre, der Kunst liebte, um zu erkennen das doch was Gutes in ihm war und der blöde Dämon, der nicht nur Lucrezias Existenz lang in ihr verweilt hatte, sondern auch Lauren übel mitgespielt hatte - was noch untertrieben war, nicht allzu viel in ihm hatte anrichten können?

Schwachsinn! der Vampir schüttelte den Kopf, ehe er wieder Stimmen vernahm und dieses Mal waren es zwei Männer die nahe des Hauses standen: "Ja, großes Familienunglück, das war aber schon vor 60 Jahren. Alle gestorben." Jack zog die Brauen irritiert zusammen, blinzelte und schüttelte leicht den Kopf. "Die Gegend ist verflucht sag ich dir. Die Reeses haben auch Übles miterlebt. Die Frau hat sich das Leben genommen und der Mann..." Jack spitzte die Ohren. "...ach lassen wir das!" Jack sprang unweigerlich auf, flitzte in übermenschlicher Geschwindigkeit die Treppe hinunter und verließ das Haus um zu den Männern aufzuholen. Er musste es wissen. Er musste wissen wo sein Erzeuger war, was mit ihm passiert war und seine einzige Antwort wartete dort draußen!
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#3
Teil III

Die Männer lebten noch. Sie hatten Jack vergessen, zumindest ging er davon aus, das die Manipulation gewirkt hatte. Der Vampir war gleich darauf zurück in seine Villa gekehrt. Hatte begonnen die Werke Lillits aus dem Atellier heraus zu holen, sie in Kisten zu packen und auf den Dachboden zu bringen. Dabei hatte Jack bemerkt das es eine Stelle dort oben gab, die er nicht betreten konnte, weil ein Dachfenster das Tageslicht hinein strömen ließ. Da der Dachboden jedoch groß genug war, tat das keinen Abbruch an dem was er sich in den Kopf gesetzt hatte. Den halben Tag verbrachte er damit, ehe er sich wieder an den Schreibtisch setzte und versuchte Lucrezia einen Brief zu schreiben. Wieder wollte ihm nichts einfallen. Wieder fand er nicht die richtigen Worte. Schlussendlich ließ er das Geschriebene einfach auf dem Schreibtisch liegen und begab sich in sein altes Schlafzimmer, wo er sich tatsächlich zur Ruhe legte. Er hatte eine Spur. Es war nicht das was er gewollt hatte, aber er hatte eine Spur und das war alles was zählte.

Als der Abend herein gebrochen war hatte sich Jack auf dem Weg gemacht und nun stand er in der Eingangshalle des Bethlehem Royal Hospital und wartete auf einem Stuhl, während sein Blick umher glitt. Dieses Haus alleine hatte von außen schon eine eigenartige Wirkung. Es wirkte groß und gleichsam irgendwie eng. Die großen Fenster hatten zumeist Gitter davor und der Boden wirkte viel zu steril. Dabei war das hier kein gewöhnliches Krankenhaus. Jack nestelte an den Ärmeln seines Hemdes, ließ den Blick über ein paar Menschen gleiten, deren Herzen teilweise ruhig und teilweise sehr schnell schlugen. Dabei drang ein Herzschlag ganz besonders hervor: Jener von einer Frau, die etwa Mitte dreißig war und auf einer Treppenstufe saß, sich selbst vor und zurück wiegte, als hätte sie gerade fürchterliche Angst. Einen Moment lang glitt ihr Blick zu ihm hinüber und ihre Augen weiteten sich, ehe sie von der Treppe aufstand, die Arme um sich schlang und im Innern des Gebäudes verschwand. "Mr. Carter?" Jack blickte nicht direkt auf, denn obwohl er außgerechnet Laurens Namen gewählt hatte, statt seinem eigenen Namen, war er doch nicht darauf gefasst, so angesprochen zu werden. Warum er Laurens Namen genannt hatte? Weil ihm kein anderer eingefallen war, verdammt! Gleichsam hatte Jack geglaubt, wenn er seinen echten Namen näme, dass was auch immer heute passierte irgendwie auf ihn zurück fallen könnte und das wiederum wollte er nicht. "Mr. Carter?" Jack blickte nun auf, erhob sich und schritt auf die Frau hinüber, die ein Klemmbrett in ihrer Hand hielt auf der irgendwelche Daten angegeben waren. "Sie sind Mr. Carter?" Jack lächelte. "Ja, das bin ich." ließ er sie wissen und die Frau hob leicht die Brauen in die Höhe, blickte ihn kritisch an. "Folgen Sie mir, Dr. Branson will mit Ihnen reden." Jack blinzelte leicht. "Ich hatte eigentlich vor zu..." Die Frau unterbrach ihn einfach: "Ich habe meine Anweisungen Mr. Carter!" Ja ja, Anweisungen. Jack stieß ein gedehntes Seufzen aus, folgte aber der Frau hinüber zu einem Raum und ließ sich dort auf Geheiß auf einem Stuhl gegenüber eines Schreibtisches nieder.

An den Wänden waren sogenannte Motivationsposter oder waren es Philosophieposter? Auf einem stand sowas wie: "Die Seele ist wie ein Gefäß aus Kristallglas. Zerschlägt man es, bleiben Risse." Sonderlich motivierend klang das definitiv nicht. Jacks Blick glitt über den Schreibtisch, wo er einen Bilderrahmen sah, nach dem er kurz griff um diesen umzudrehen und darauf nieder zu blicken. Der Bilderrahmen zeigte eine dunkelhaarige Frau mit einem kleinen Jungen und einem Mann. Alle drei lächelten in die Kamera. Die Schritte die er von Weitem vernahm, ließen Jack das Bild wieder zurück drehen und sich zurück lehnen. Schlussendlich öffnete sich die Tür und jene Frau von dem Bild - nur eben in etwas älter - betrat den Raum. Jack stand unweigerlich auf, reichte ihr die Hand und stellte sich als Steve Carter vor, woraufhin die Frau ihm ihren Namen nannte - den er aber schon kannte, weil er ja zuvor gefallen war und sich wieder nach ihrem Geheiß nieder ließ. Die blauen Augen sahen die Frau an, die nun ihre Hände auf dem Schreibtisch faltete. Psychologin? Man mochte meinen, das wenn man mit einer zusammen war, man damit irgendwie zurecht käme. Tat Jack aber nicht. Er war auf alles gefasst und wusste gleichsam nicht was ihn hier erwarten würde. Wenn sie ihn durchschaute? Aber so falsch war seine Geschichte ja nicht einmal. "Meine Kollegin sagte, Sie hätten nach Mr. Reese gefragt." Jack nickte. "Richtig, ich habe nach ihm gesucht und ich würde ihn gerne sehen." Die Frau ließ die Brauen etwas in die Höhe rucken. "Nun, wir sind eine Klinik. Keine Ferienwohnung. Zudem ist Mr. Reese Zustand kritisch. Und Besuch hatte er schon seit Jahren nicht mehr. Wir wissen nicht wie er darauf reagiert." Jack nickte leicht. "Nun, aber ich muss ihn sehen." Die Frau neigte den Kopf leicht zur Seite, lehnte sich schlussendlich zurück und sah Jack prüfend an. "Warum wollen Sie ihn sehen?" Jack musste an sich halten um nicht mit den Augen zu rollen. Er wollte das hier auf die altmodische Art hinbekommen, auf die gewöhnliche. Es wäre besser, zumindest glaubte er das.

"Mr Reese und ich sind verwandt." Die Frau blickte überrascht drein und gleichzeitig wurde ihr Blick fagend. "Ich bin sein Sohn." Was nicht einmal gelogen war, nicht wenn es sich wirklich um den Mr. Reese handelte, den er suchte. "Sie sind ein wenig jung, meinen Sie nicht? Mr. Reese ist schon sehr lange hier. An die 30 Jahre und Sie sehen nun nicht wirklich älter aus als vielleicht Mitte 30. Wenn es hoch kommt. Außerdem war Mr. Reese kinderlos." Jacks Kiefer malten fest aufeinander. "Mr. Carter.. wenn Sie denn so heißen. Sollte ich in Erfahrung bringen, das sie einem meiner Patienten schaden wollen, dann..." Jack stand auf, brachte die Frau dazu ihre Worte zu unterbrechen. Gut, dann eben nicht auf die altmodische Art. Jack trat auf sie zu und vernahm unweigerlich den Herzschlag der Frau, der etwas anzog. Noch bevor sie irgend etwas tun konnte, griff Jacks Hand zu ihrer Kehle, drückte leicht zu. "Wir hätten das auf die einfache Art machen können." ließ er sie wissen und neigte nun seinerseits den Kopf etwas zur Seite, woraufhin die Frau nach seiner Hand griff und ein Röcheln hervor würgte. Wollte er so sein? War er so? Es wäre ein Leichtes ihr Genick wie einen Zweig zu zerbrechen, aber was brachte ihm das? Wenn er sie tötete, würde Jemand sie finden können und wer wußte ob er ohne sie dahin könnte, wo er hin musste. Jacks Miene entspannte sich wieder, als sein Blick in den Ihren vordrang und er sich so gut es ging konzentrierte, trotz das er selbst spürte das er über die Maße aufgedreht war. Vielleicht aufgrund dessen wie weit er bereits gekommen war, vielleicht auch aufgrund ganz anderer Dinge. Wer wusste das schon? Bisher hatte er noch nicht heraus bekommen, was ihn wirklich prägte.

"Sie vergessen jetzt mal ihre Abneigung und Skepsis mir gegenüber und glauben mir das ich Reese Sohn bin und mich nur um ihn sorge. Sie haben schon lange nach seinem Kind gesucht, dass sich um ihn kümmern kann und sind nun über die Maße erleichtert mich gefunden zu haben und jetzt seien Sie so nett und erzählen mir alles über Christopher Reese, das ich wissen muss." Jack sah in ihren verklärten Blick und ließ sachte, langsam los. Die Frau entspannte sich wieder in ihrem Stuhl und Jack nahm schlussendlich auf dem Seinigen Platz als ihm gewahr wurde das der Trick offenbar funktioniert hatte. Die Frau blinzelte leicht, sah Jack an und lächelte schlussendlich. "So ein Glück, das wir Sie gefunden haben, Mr. Carter." Das klang doch schon viel besser. Jack lächelte ihr zu, sah wie die Dame aufstand und schlussendlich zu einem Schrank hinüber ging um eine Akte daraus hervor zu holen. Mitsamt dieser Akte bewegte sie sich wieder auf den Schreibtisch zu und legte diesen vor Jack hin. "Mr. Carter, ihr Vater ist, wie schon gesagt in einem kritischen Zustand. Er kam hierher mit etwa Anfang 30. Damals sprach er von Alpträumen und Aussetzern. Er sprach davon, dass er etwas gesehen hätte, das es ihn nicht los ließe." erklärte sie und Jack hörte ihr aufmerksam zu. "Er hatte furchtbare Angst vor.. ihm. Jack verformte die Augen zu feinen Schlitzen. "Ihm?" fragte er nach und die Frau neigte sich etwas über den Schreibtisch in seine Richtung. "Wie gesagt, Wahnvorstellungen. Ihr Vater war der festen Überzeugung das ein Dämon es auf ihn abgesehen hätte. Er sah ihn im Spiegel, wenn er hinein sah. Er sah ihn in seinen Träumen, sprach davon das er sich fern gesteuerte fühlte." Jack blinezelte leicht. Makaras? Aber der Dämon war in Lucrezia gewesen, er war nicht mehr in Christopher Reese. "Heute faselt er nur noch vor sich her. Es gibt Zeiten da ist er unsagbar wütend und wirft mit allem was er gerade in die Hände bekommt nach uns. Er beschimpft uns, das wir unwissen wären, blind. Und im nächsten Moment ist er ruhig und aufgelöst wie ein kleiner Junge. Ohne Beruhigungstabletten kommt er nicht zur Ruhe." Der Vampir stieß leicht Luft aus. So verrückt war dieser Mann seines Erachtens nicht.

"Wie hat das alles angefangen?" fragte er und die Frau wirkte überrascht das er dies fragte. "Mr. Reese war Schriftsteller. Das war sein Traum. Er liebte Bücher, wie Sie wissen und er konnte mit Worten umgehen wie kaum Jemand. Dabei heißt es immer Männer wären dazu nicht fähig. Und andersherum gibt es viele Schriftstellerinnen, die sich für Männer ausgeben, weil sie sonst nicht ernst genommen werden..." Jack war nicht wirklich interessiert an dieser Offenbarung, was die Gute wohl zu bemerken schien. Sie blinzelte leicht, ehe sie fortfuhr: "Nachdem die Wahnvorstellungen anfingen begann er seine Muse zu verlieren. Er bekam keinen klaren Satz mehr forumliert. Wenn er schrieb, schrieb er von grausamen Dingen und wenn er die Worte las, wurde ihm erst bewusst was sein Hirn da fabrizierte. Er suchte sich daher psychologische Hilfe, doch es wurde nicht besser. Ein Mann der von Dämonen redet. Das ist kritsch, meinen Sie nicht?" Jack sah sie einfach nur an. War es das? Nicht, wenn man die Augen öffnete! "Er sagte immer es hätte mit ihr begonnen..." Jack zog die Brauen zusammen. "Mit ihr?" "Liz nannte er sie. Die Frau die unerreichbar war. Mehr hat er über sie nicht erzählt, nur das sie wohl hübsch gewesen ist, blond, blaue Augen. Er sprach davon das sie etwas mit ihm gemacht hatte. Etwas geweckt hatte." Jack wurde irgendwie übel bei dieser Erzählung. "Kann ich ihn sehen?" Die Frau blickte irritiert drein. "Ich glaube nicht das..." Jack sah sie direkt an, aber dieses Mal ließ er keine Manipulation wirken. "Bitte." stieß es sich über die Lippen des Vampirs, ehe die Frau sachte nickte. "Folgen Sie mir."
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#4
Teil IV

Auf den Fluren war es gespenstisch. Leise und leer. Nur ab und an sah Jack mal einen Patienten oder eine Patientin oder nannte man es Bewohner? Bisweilen war Jack noch nie in einer psychiatrischen Klinik gewesen und er schätzte das er das wirklich Üble noch gar nicht gesehen hatte, wenngleich sie eine ziemliche Strecke zurück legten. Sie bogen um eine Ecke und hier war der Flur erst recht gespenstisch. Es gab keine Fenster, die Tapete wirkte alt und wies hier und da leichte Flecken auf. Nicht so sehr, das es heruntergekommen wirkte, aber so das sie Geschichten hätte erzählen können. Vielleicht weil Patienten Anfälle hatten, sich übergaben oder ihren Kopf gegen die Wand schlugen, weil sie einem Wahn verfielen. Eben das was man so vom Hörensagen kannte. Ein unangenehmer Schauder rann über Jacks Haut, denn er entsann sich noch allzu gut als er geglaubt hatte selbst den Verstand zu verlieren, weil Michael wieder aufgetaucht war und seine Spielchen mit ihm gespielt hatte. Damals hatte er vermutet es wäre vorbei. Sein Leben war vorbei, denn ohne einen vernünftig funktionierenden Verstand war das Leben eben nichts mehr wert. Dieser Problematik war er entgangen. Sein Verstand funktionierte noch klar, wenngleich sicherlich nicht jeder seine Gedankengänge verstehen wollte. Aber er war nicht fern ab der Realität, so wie es vielleicht der ein oder andere hier war. Und doch war das kein Garant, das man nicht früher oder später den Verstand verlor. Vielleicht weil die Ewigkeit eben doch nicht tragbar war. Und gleichsam hatte Lucrezia es lange geschafft ohne der Welt gänzlich zu entrücken, wenngleich sie etwas eigen war. Für einen Moment musste Jack an Charisma denken, die Vampirin, die Lauren erschaffen hatte. Er sprach es nie aus, doch er hatte eine gemeinsame Vergangenheit mit der Vampirin, über die er mit Lauren nie sprach. Jack wusste noch das sie einst klaren Verstandes gewesen war. Er wusste noch das er eine Freundin Charismas in der Mangel gehabt hatte und das diese ihn darum hasste. Ob die Vampirin das noch wusste oder war all das unter den Trümmern ihres Verstandes begraben worden?

"Hier ist es." Jacks Blick ruckte zu der Frau hinüber, die das Ganze hier zu leiten schien oder zumindest viel zu sagen hatte und wirkte fast überrascht, das es schon soweit war. Für einen Moment hielt er willentlich den Atem an. Hätte Jacks Herz noch geschlagen, es wäre nun sicherlich in einen schnelleren Rhythmus übergegangen. Dr Branson machte keine Anstalten die Türe zu öffnen, sie schien zu warten und Jack starrte für den Moment lediglich die Türe an, lauschte ins Innere, doch er vernahm... nichts. Sicher das hinter der Türe jemand war? Jack blinzelte leicht, ehe er nickte und Dr. Branson die Türe öffnete. Das Zimmer war dunkel, aber das machte Jack nichts aus, er erkannte auch so ohne Probleme die dunkle Silhouette vor dem Fenster, sitzend auf einem Stuhl und alles andere ausblenden. Als er aus dem Augenwinkel erkannte das die Ärztin das Licht anschalten wollte, reagierte Jack schnell und fasste nach ihrer Hand um sie zu stoppen. Jack schüttelte den Kopf als er sie ansah. Irgendwie hatte er nicht das Gefühl das das Licht sonderlich hilfreich wäre, wenn Reese für sich entschieden hatte es im Zimmer dunkel zu belassen oder suchte er nach Sinn in einem Kopf voller Unsinn? "Mr. Reese. Sie haben Besuch." rief Dr. Branson zu dem Mann am Fenster, doch der regte sich nicht. Jack spürte aber das er lebte. Er vernahm Atem, Herzschlag, Blutrauschen. Der Mann lebte, im wahrsten Sinne des Wortes. Kein Vampir, kein Toter, ein Mensch! Definitiv. Der Brite neigte den Kopf leicht zur Seite, rührte sich jedoch nicht, bis er schlussendlich zu der Ärztin hinüber blickte. "Dürfte ich allein mit ihm reden?" Wieder ein kritischer Blick seitens der Angestellten dieses Instituts. Schlussendlich nickte sie jedoch leicht. "In Ordnung, aber ich bleibe in der Nähe. Gehen Sie den Flur hinunter, zweite Türe rechts, wenn etwas ist. Und regen Sie ihn nicht auf!" Jack nickte leicht, ehe die Frau ging und er die Türe schließen wollte, woraufhin sie wiederum den Kopf schüttelte. "Bei Besuch wird die Türe nicht einfach geschlossen. Das verstehen Sie sicher, Herr Carter. Die Sicherheit." Jack war nicht gerade begeistert, doch er nickte. "Natürlich, die Sicherheit." Ein charmantes Lächeln glitt über seine Züge, ehe die Frau das Zimmer verließ und Jack ihr nach sah, bis sie um die Ecke herum gelaufen war. Dann schloss er die Türe.

Wieder fielen die blauen Augen auf den Mann am Fenster, der sich nicht dabei stören ließ scheinbar aus Selbigem zu sehen. Der Vampir sog tief den Atem ein, ehe er langsam, vorsichtig in Richtung Fenster schritt. "Mr.... Reese?" Jack konnte selbst nicht gänzlich erfassen, warum er von Schritt zu Schritt nervöser wurde. Er war doch sonst nicht so! Der zurückhaltende, eingeschüchterte, schweigsame Junge war zu einem selbstbewussten und standfesten Mann geworden. Er wusste was er wollte, er wusste was er war, er wusste... Nein, das stimmte nicht. Er wusste eben nicht wer er war. War er ein Williams? Oder wie hieß seine Mutter noch gleich bevor sie geheiratet hatte? Einer von denen? War er ein Reese? Oder war er eine Ausgeburt der Hölle, weil Christopher Reese von Makaras besessen gewesen war? Der Vampir ballte die Hände zu Fäusten als er mitten im Raum stehen ließ. "Christopher?" wechselte er einfach auf eine persönlichere Ebene, doch die Gestalt am Fenster schien ihn zu ignorieren oder nahm er ihn gar nicht wahr? Jack presste die Lippen zusammen, schloss die Fäuste noch fester und schritt zielgerichtet auf Reese zu, nur um neben dem Stuhl auf dem er saß inne zu halten und den Blick über das Profil des Mannes gleiten zu lassen. Im Licht der Straßenlaternen war erkennbar das Reese dünnes weißliches Haar hatte. Die Stirn war etwas hoch, aber im Gegensatz zu manch anderen Männern im Alter, hatte Reese noch reichlich Haar. Seine Augen wirkten heller Natur, dabei konnte Jack in diesem Moment nicht gänzlich aus machen ob es blaue oder grüne Augen waren. Das Foto in der Bibliothek war schwarzweiß gewesen und Lucrezias Bilder hatten ihn schwarzäugig gezeigt, die vorherige Farbe hatte er nicht wahr genommen. Die Nase sah vielleicht seiner irgendwie ähnlich und die Lippen... die Lippen vielleicht auch, aber wer war Jack als das er das mit Sicherheit hätte sagen können? Sein Brustkorb hob und senkte sich ruhig, als wäre Reese gänzlich entspannt. Sein Herz schlug ebenso ruhig. Und dieser Mann sollte.. .von Sinnen sein? Aber war das so simpel?

"Was tun Sie, Christopher?" Der Mann blinzelte nun. Eine Reaktion also. Das war gut. Sachte öffneten sich die Lippen des alten Mannes. Ein Mann, der vielleicht das zeigte was aus Jack geworden wäre, wäre er normal gealtert und nicht unsterblich geworden. "Ich suche sie." flüsterte der alte Mann ein wenig kratzig und Jack blickte unweigerlich hinaus um die Straße zu überblicken, die Reese von hier aus sehen konnte. Büsche und Sträucher waren am Rande der Wege gepflanzt worden. Es gab eine Hecke und einen Brunnen. Eigentlich eine ganz schöne Aussicht. "Wen?" fragte Jack ruhig zurück und der Mann schloss die Lippen wieder, richtete den Blick nun auf seine Füße. Jack leckte sich leicht über die Lippen. Irgendwie kam ihm das hier jetzt schon anstrengend vor. Vielleicht wäre es doch besser gewesen Lauren mit zu nehmen. Sie hätte vermutlich gewusst wie man mit einem solchen Menschen sprach. Wie man etwas aus ihm heraus bekam. Jack versuchte sich darüber im Klaren zu werden wie Lauren es getan hätte, stellte dabei aber nur fest, dass das für ihn ein einziges Mysterium war. "Die..." Wieder presste Jack die Lippen fest aufeinander, ehe er weiter sprach: "...Dämonen?" Ein Ruck ging durch den Leib des Alten, der sich unweigerlich verkrampft die Arme um den Leib schlang und zitterte. Jacks helle Iriden weiteten sich aufgrund dieser starken Reaktion. "Hey, schon gut. Hier sind Keine." Tatsächlich schien sich der Mann wieder halbwegs zu lockern, wenngleich seine Arme da blieben wo sie waren, als könne er sie einem Schutzschild gleich nutzen um nicht angegriffen zu werden. "Sie meinen ich lüge. Ich wäre verrückt." stieß der Mann aus und Jack blickte verwundert drein als er dies hörte. War Reese gar nicht verrückt? Waren es Nachwirkungen von Makaras, die ihn hierher geführt hatten? Warum hatte Lauren keine solchen Nachwirkungen? Oder war es grundverschieden, was hier passiert war? "Ich glaube Ihnen, Christopher." ließ Jack ihn wissen und der Alte zog die Brauen irritiert zusammen, ganz so wie es Jack häufig tat, wenn er etwas nicht gänzlich verstand. Fast wie ein Spiegel. Gespenstisch.

"Warum?" jappste Reese und lenkte erneut den Blick aus dem Fenster. "Weil ich selbst welche gesehen habe, Christopher." ließ Jack weiter vernehmen, was den Mann nun tatsächlich wieder vollkommen zu beruhigen schien. "Sie verfolgen mich." Taten sie das? Jack war ein Jäger. Er hatte viele Dämonen bekämpft und ausgeschaltet, um sie für die Genesis verwertbar machen zu können. Oftmals war er dabei mehr schlecht als Recht davon gekommen und ohne das ihm gewisse Ideen gekommen wären, um die teils ziemlich gewaltigen Wesen auszutricksen, hätte er es vermutlich nicht geschafft. Dementsprechend richtete Jack erneut den Blick hinaus und dieses Mal fokusierte er sich auf das was da draußen war, suchte die Schatten ab, suchte hinter der Ecke, in den Büschen. Nichts. Für diesen einen Moment jedoch waren Vater und Sohn nebeneinander, ruhig und irgendwie als wäre es gewöhnlich. Normal. Vielleicht wären sie das früher auch gewesen, wenn... Nein, nein. So ein Blödsinn. Ohne Makaras wäre es nie zu diesem Akt damals gekommen. Seine Mutter hatte für die Familie alles getan, sie zusammen gehalten. Sie hätte niemals, selbst wenn es sie zerbrochen hätte, diesen Schritt getan. Und doch war es wohl noch komplizierter. Der Vampir verfiel kurz in Gedanken und wieder fröstelte ihm, ehe er vernahm wie der Herzschlag neben ihm etwas anzog. Das Herz wummerte, das Blut schoss etwas stärker, schneller durch seine Adern. "Wer bist du?" Jack spürte den Blick der auf ihm ruhte, doch irgendwie fiel es ihm schwer seinen Blick auf den alten zu lenken. Bis jetzt hatte er Reese nicht gänzlich angesehen. Bis jetzt war es nur das Profil im gedimmten Licht gewesen. Das hier war sein Vater, seine Wurzel. Es war... gewaltig und es fühlte sich an als würde er auf dünnem Eis umher laufen, das jeden Moment unter seinem Absatz brechen konnte, damit eisiges Wasser über ihn hinweg schlug. "Mein Name ist Jack." lieferte er also eine Antwort, ohne den Blick von dem dort draußen zu nehmen, als wären seine Augen dazu gezwungen dorthin zu sehen. "Danach habe ich nicht gefragt." Zum ersten Mal in dieser Nacht vernahm Jack wahrlich die Stimme Reese, denn er flüsterte nicht mehr. Seine Stimme klang trotz seines Alters kraftvoll, dunkel, irgendwie leicht melodisch. Jack konnte sich schon vorstellen das dieser Mann gut mit Worten umgehen und sie dementsprechend gut über die Lippen bringen konnte.

"Ich bin..." Die Brauen des Vampirs zogen sich einmal mehr zusammen und jetzt war er es leid. Jack wandte den Blick zu Reese hinüber und nun sah er ihn gänzlich. Deutlich konnte er die Züge erkennen die Lucrezia in ihrem Blut als Bildnis aufbewahrt hatte, deutlich konnte er das Foto wieder erkennen, man musste nur die Zeit malen lassen. Die Haut war nicht mehr glatt, sondern zeigte Falten auf, das Haar war schütter geworden, die Augen blasser und ... trauriger, leerer vielleicht. Jacks Blick lag auf den Zügen und der Mann verzog seine Augen zu feinen Schlitzen als er ihn ansah und scheinbar auf eine Antwort wartete. Jack war sich nicht sicher was er sagen sollte und schlussendlich schloss er die Lippen wieder, blickte zu Boden. Nun kam er sich ganz gewiss vor wie der Junge, der er einst gewesen war. Unsicher und mit dem Gefühl nur das Falsche sagen zu können. Der Mann stand vom Stuhl auf, schritt jedoch zur anderen Seite, um nicht an Jack vorbei zu müssen. Er trat hinüber zum Lichtschalter und betätigte diesen, was unweigerlich dazu führte das die Neonröhren in so gleißendes Licht getaucht wurden das Jack die Augen zu Schlitzen verengte. Reese kam wieder zu ihm hinüber. "WAS bist du???" herrschte er mit einem Male Jack an, der irritiert zu Reese hinüber blickte. "Was...?" Wieder sah er ihn an und Reese schreckte zurück, stieß gegen die Wand. "Ungeheuer! Monster!" Was? "Nein, nein nein... Hören Sie ich.." Jack tat einen Schritt auf Reese zu, der jedoch einen anderen Stuhl zu greifen bekam und diesen mit viel Wucht in Jacks Richtung warf. Der Vampir griff instinktiv zu, fing den Stuhl ab und stellte ihn wieder auf den Boden als wäre es das Leichteste von der Welt. "Es spielt kein Rolle was ich bin, denn ich bin nicht hier um Ihnen..." Jack verzerrte das Gesicht, schüttelte den Kopf. "..um dir zu schaden!" Reese drückte sich an der Wand entlang in Richtung Türe.

Die Situation wurde immer miserabler. Jack war sich bewusst darüber und er wusste auch das er nicht wirklich viel tun konnte um die Situation zu entschärfen. Er könnte ihn manipulieren, aber irgendwie wollte er das nicht und wenn Reese doch verrückt war, würde es nicht gut funktionierten, wobei.. war er verrückt? Jack schüttelte den Kopf, ganz egal. "Ich weiß was dir widerfahren ist. Ich weiß von dem Dämon, ich weiß von Elisabeth Williams. Ich weiß von dem Literaturclub." Reese schüttelte den Kopf, zitterte am ganzen Leib. "Woher...?" Jack presste die Lippen zusammen. "Weil ich dein Sohn bin." Die Züge des Vampirs verzerrten sich nur noch mehr und irgendwie wirkte er fast schon erschlagen wie er da vor Reese stand, der ihn einfach nur anstarrte. Stille breitete sich im Raum aus. Unsagbar erdrückende Stille. Jack schauderte, wieder war da dieses kalte Gefühl auf seiner Haut. Und mit einem Male lachte Reese, er lachte als wäre er wirklich von Sinnen. Jack blickte irritiert zu ihm hinüber. Was war daran so amüsant? Was? Reese lachte weiter, rutschte an der Wand hinunter und aus dem Lachen wurde schließlich ein Weinen. Dieser Mann, der von der Statur her, von dem her was er auszustrahlen fähig wäre wie ein gestandener Mann wirkte, weinte wie ein kleiner Junge, ehe er sich vor und zurück wiegte wie um sich selbst zu beruhigen. Jack trat wieder auf ihn zu. "Hey, ich..." Er streckte die Hand nach Reese Schulter aus, doch der hob die Hände abwehrend und zog den Kopf ein. "FASS MICH NICHT AN!!!" Jacks Ohren klingelten regelrecht, doch am Meisten sorgten die Worte selbst dafür das er zurück schrak. "Aber ich..." "FASS MICH NICHT AN! GEH, DU MONSTER! GEH!!!" Jack schüttelte den Kopf. "Bitte, ich will nur..." Doch im nächsten Moment schlug Reese um sich. Eigentlich hätte Jack es sein lassen sollen, hätte erkennen müssen das es nichts brachte, doch das konnte er nicht. Nicht in diesem Falle. Jack trat einfach auf Reese zu, ergriff ihn und zog ihn in die Höhe, wollte ihn zum Stuhl schaffen, doch Reese schlug um sich, bekam schlussendlich einen Teller, der wohl noch vom Abendbrot hier stand zu fassen und schlug ihn Jack gegen die Stirn. Eine Scherbe zog sich dabei durch seine Haut, brachte Blut zum hervor sickern, doch aufgrund des alten Blutes in seinen Adern schloss sich der Schnitt sofort. Offensichtlich hatte Reese eine gute Beobachtungsgabe denn er wehrte sich nur noch vehementer und schrie, schrie aus Leibeskräften sodass Jack los ließ, sich von ihm entfernte und fassungslos zu ihm hinüber blickte. "Aber, ich will nur Antworten. Ich..." Aber Reese schrie weiter, unentwegt und so als ob Jack ihm die Haut vom Leib geschält hätte. Weiter und weiter trat der Vampir zurück, stieß schließlich mit der Türe zusammen und dann.. dann brach alles über ihn ein: Schreie, Jammern, Weinen. Gedanken, die durcheinander waren, Gedanken die keinen Sinn und doch so viel Sinn gaben. Stimmen überall. Geschirrklirren, Türen knallen, Jemand der gegen eine Wand schlug, wieder Jemand der sich gegen ein paar Arme wehrte, Arme die versuchten Jemandem vor Schaden zu schützen. All die Geräusche dieser Klinik strömten auf Jack ein, so gewaltig und so unglaublich bösartig, als wäre der Wahn in diesem Hause ansteckend. Jack stolperte aus der Türe heraus und lief, er lief und lief, brachte zwei Ärzte zu Fall und verschnellerte schließlich sein Tempo so sehr, dass Niemand mehr erkennen konnte wohin er lief. Jack wusste es ja nicht einmal selbst als er sich durch die Nacht bewegte, mit blutigen Tränen in den Augen, die er wütend davon blinzelte. Was hatte er geglaubt? Das er etwas fand, das Sinn machte in einer Welt die einfach nicht dazu fähig war etwas anderes zu tun als einen immer wieder wissen zu lassen wie sehr etwas schief gehen konnte?
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#5
Teil V

Der Brite wusste nicht einmal wie lange er gelaufen war oder wohin. Aber irgendwann war er hier gelandet. Vor jenem Haus, durch dessen Türe er so häufig gegangen war. Er hatte morgens das Haus verlassen um zur Schule zu gehen, um seinen Verstand mit Wissen zu füttern. Und er hatte Abends die Türe benutzt um das Haus zu betreten, wissend das es seine personifizierte Hölle wäre und das wieder Niemand da wäre, der ihn auch nur ansatzweise zu schätzen wusste. Eigentlich sollte dieses Haus abschreckend sein und doch hatte Jack es betreten und war die Treppe hinauf geschritten, nur um sich schlussendlich auf dem staubigen, verkohlten Boden zu setzen, die Beine von sich zu strecken und den Rücken gegen den gebrochenen Stein zu lehnen. In seinem Zimmer. Und doch war dieser Ort wiederum ganz anders. Das Haus war so gebrochen, wie er selbst sich gerade fühlte. Die Schreie waren aber verstummt, das Gejammer eingestellt. Jetzt vernahm er Fledermäuse die in einem Dach versteckt waren und allmählich von ihrer Jagd zurück kamen. Sie flogen über das zerstörte Dach hinweg und gaben fiepende Geräusche von sich. Er vernahm Grillen, die allmählich wieder aktiv wurden und sein Instinkt verriet ihm genauso wie diese Tiere, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, bis die Sonne aufginge. Jack hatte sicherlich nicht vor seiner Existenz ein Ende zu setzen, doch er blieb hier sitzen, verharrte in der Position und blickte auf seine Hände hinunter, die auf seinem Schoß lagen. War er das, was Reese gesagt hatte? Ein Monster? Sicherlich war das schwer zu sagen, denn Reese war ein Mensch. Er hatte Jack mit blasser Haut, glänzenden zu blauen Augen gesehen, er hatte Fangzähne entdeckt und eine Aura, die vielleicht jener Gewaltigen von Lucrezia nicht unähnlich war.

Bisher hatte sich Jack darüber keine Gedanken gemacht, doch es war wohl nur allzu logisch, das er eine gewisse Wirkung haben musste. Und Reese? Der litt unter einem Trauma. Dafür musste man kein Genie sein, um dies zu erkennen. Wie also sollte Reese auch nur ansatzweise fähig dazu sein mit ihm reden zu können? Wie? Jack stieß ein Seufzen aus, ehe er sich langsam erhob, sich den Staub von der Hose und dem Jacket klopfte und den Kopf in den Nacken legte um in den Sternenhimmel zu sehen. Diese Reise war nötig gewesen, wenngleich sie doch irgendwie witzlos gewesen war. Er hatte keine Antworten. Nicht wirklich, obwohl... doch, die hatte er: Er wusste nun das sein Vater noch lebte. Er wusste das das hier nur noch ein Haus war, kein Ort des Schreckens und der Scham mehr. Er wusste das London ein Ort war, aber sich nicht mehr gänzlich wie zu Hause anfühlte. Nein, sein Zu Hause war... nun, da wo Lauren war und das war in New York und irgendwie hatte er obwohl sämtliche Synapsen in seinem englischen Körper dagegen waren, die Stadt in sein totes Herz geschlossen! Der Vampir atmete tief durch, ehe er schlussendlich die Treppe hinunter schritt und sich zur Straße begab. Dort wank er sich ein Taxi heran und ließ sich zu seiner Villa fahren. Der Vampir verdunkelte die Fenster und stellte die Lichter an, nur um die Treppe zur Gallerie hinauf zu steigen. Nun ließ er sich am Schreibtisch nieder, ergriff Stift und Papier und die Worte flossen nur so, als er sie zu Papier brachte. Sie flossen als kämen sie direkt aus seinem Innern. Jack faltete das Papier, steckte es in einen Umschlag und schrieb in geschwungenen Lettern: "Lucrezia - Persönlich", ehe er den Umschlag verschloss und sich bei dem wahnwitzigen Gedanken ertappte das ein Wachssiegel irgendwie passend wäre. Aber auf so etwas griff er nicht zurück. Andere Zeiten eben.

Jack packte den Brief und schob ihn in die Innentasche eines dunklen Jackets, das er morgen tragen wollte und welches er an die Türe seines Schranks hängte, ehe er sich auszog und ins Bett ging. Schlaf fand er Keinen, zumindest nicht so lange wie seine Gedanken in der Klinik verweilten, doch als er schlussendlich sein Handy zückte und eine Nachricht von Lauren fand, die sein Herz unweigerlich erwärmte, fand er die Ruhe, die er benötigte um zumindest halbwegs den Tag überbrücken zu können. Als er wieder erwachte, packte er seine Sachen und führte ein paar Telefonate um seine Rückreise zu planen. Sobald die Sonne unterging, machte sich Jack auf den Weg um New York wieder zu ereichen.

Als er schlussendlich wieder in den USA angekommen war, siegte Verstand und vielleicht auch der englische Stolz über das Herz als Jack statt zu Laurens Wohnung, zur Genesis aufbrach und den Brief in das Fach legte, in dem wichtige Post für Lucrezia zu landen pflegte. Da man nie so genau wusste wo die Frau sich aufhielt, war das vielleicht nicht die Schlechteste Idee. Erst danach würde er sich auf den Weg nach Hause machen: Da wo seine geliebte Lauren war um den Alptraum, den er die letzten paar Tage gelebt hatte irgendwie zumindest für eine Weile zu vergessen.

Ende
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